Hochhaus an der Weberwiese

Das Hochhaus an der Weberwiese in Friedrichshain wurde von 1951 bis 1952 als Musterbau für die Bauten der damaligen Stalinallee, heute Karl-Marx-Allee, errichtet.

Das Gebäude in der Marchlewskistraße 25 entstand im damals modernen Stil des Neoklassizismus. Am 1. September 1951 erfolgte die Grundsteinlegung und schon am 1. Mai 1952 konnten die Mieter einziehen. Als Baumaterial verwendete man hauptsächlich bei der Enttrümmerung wiedergewonnene Ziegelsteine.

Der schließlich verwirklichte Entwurf der Architektengruppe um Hermann Henselmann (1905 – 1995) orientierte sich am Klassizismus des Baumeisters Karl Friedrich Schinkel (1781 – 1841).

Das Gebäude hat neun Geschosse, erreicht eine Höhe von 35 Metern und besitzt einen quadratischen Grundriss. Damit ist es heute im eigentlichen Sinne kein wirkliches Hochhaus.

Henselmann ordnete in den acht Geschossen um ein in der Mitte befindliches Treppenhaus je vier 96 Quadratmeter große Drei-Raum-Wohnungen mit Küche und Abstellkammer an, was führ die damalige Zeit und sogar für heute einen beachtlichen Wohnkomfort darstellt.

Im achten Obergeschoss wurden weiße Schmuckelemente und Keramikplatten aus der Meißener Porzellan-Manufaktur verwendet. Fritz Kühn (1910 – 1967) gestaltete die Fenstergitter und Heizkörperverkleidungen.

In den 1990er Jahren erfolgte eine grundlegende Sanierung. Der Text von Bertolt Brecht (1898 – 1956) auf einer Tafel würdigt das erste im Berliner Osten nach 1945 neu erbaute Wohnhaus: „Friede in unserem Lande, Friede in unserer Stadt, daß sie den gut behause, der sie erbauet hat.“

Die Weberwiese, an der das Haus entstand, diente Ende des 19. Jahrhunderts Familien von Färbern und Webern in armseligen Häusern als Wohn- und Arbeitsquartier. Auf der Wiese wurden die gewebten Stoffe zum Bleichen ausgebreitet. Auch ein Armenfriedhof wurde 1879 aufgelassen.

Um 1840 pflanzte man 220 Ahornbäume auf der Weberwiese, die aber erst 1925 offiziell so benannt wurde. In den 1920er Jahren entstanden hier ein Planschbecken und ein Kinderspielplatz.