Der Gropius Bau zeigt noch bis zum 31. August 2025 die große Einzelausstellung „YOKO ONO: MUSIC OF THE MIND“ (Musik des Geistes) in der Niederkirchnerstraße 7 in Kreuzberg.
Das riesige Banner im Lichthof des Gropius Baus aus der aktuellen Kampagne „PEACE is POWER“ (2017/2025) der Künstlerin soll zum Nachdenken anregen und versteht Frieden als positive Kraft.
„Whish Tree for Berlin“ (1996/2025): Inspiriert von der japanischen Tempeltradition können die Menschen ihre ganz persönlichen Friedenswünsche auf Zettel schreiben und diese mit Bindfäden an die Zweige der im Lichthof aufgestellten Bäume zwischen weißen Tischen und Stühlen binden, so dass sie aus der Entfernung wie kleine weiße Blüten wirken.
Das ehemalige Kunstgewerbemuseum wurde im II. Weltkrieg durch alliierte Luftangriffe 1944 teilweise zerstört, der Lichthof war es vollständig. Bis zum Wiederaufbau 1978 wuchsen an diesem Ort wilde Bäume und Sträucher. Die Bäume in der Ausstellung können gerade an diesem Ort nach den Worten der Kuratorin Patrizia Dander „als Hoffnungsträger für eine neue Welt verstanden werden“.
Seit den 1950er Jahren ist Yoko Ono künstlerisch aktiv. Schon früh hat sie sich mit den Gedanken und Träumen von Menschen, aber auch mit ihrer Interaktion beschäftigt. Das hat ihre Kunst geprägt, wie die umfassende und interessant gestaltete Ausstellung im Berliner Gropius Bau beweist.
1966 führte Ono in London ihre Kunstaktion „Cut Piece“ (Foto oben) vor und stellte in der Londoner Indica Gallery aus. Hier lernte sie am 9. November 1966 John Lennon kennen. Im Mai 1968 wurden sie ein Paar.
Die vielseitige japanisch-amerikanische Künstlerin Yoko Ono wurde am 18. Februar 1933 in der Präfektur Tokio geboren. Bereits in den 1960er Jahren engagierte sie sich aktiv in der Friedens- und Menschenrechtsbewegung. Von 1935 bis 1938 lebte sie mit ihren Eltern in San Francisco, wo ihr Vater bei einer japanischen Bank arbeitete. 1938, im Jahr des japanischen Überfalls auf China, kehrte ihre Familie nach Japan zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte Yoko Ono 1952 der Familie in die USA, studierte neben Philosophie auch Musik, Komposition und Lyrik. 1956 heiratete sie den japanischen Komponisten und Pianisten Toshi Ichiyanagi in den USA.
Mit ihrem Ehemann zog sie nach New York City in ein Loft, das bald zum Begegnungs- und Auftrittsort für avantgardistische Künstler der Stadt wurde. Yoko Ono machte sich schnell einen Namen als Konzeptkünstlerin in der US-amerikanischen Fluxus-Bewegung, die sich vor allem als Aktionskunst betrachtete. Ähnlich wie der Dadaismus lehnte Fluxus die bürgerliche „konventionelle“ Kunst ab und stellte sich gegen eine vom Leben abgeschottete „elitäre“ Kunst.
In die Fluxus-Aktionskunst wurden auf vielfältige Weise Musik, Licht, Geräusche, Bewegung, Handlungen, Video und verschiedenste Materialien integriert.
„Strip Tease for Three“ (1964/2025) spielt mit den Erwartungen des Publikums, denn die Stühle bleiben leer. Keine Person setzt sich darauf, um sich zu „entblößen“. Es geht in Wirklichkeit um Selbsterkenntnis und Entdeckungen des eigenen Ichs, vielleicht auch um Demaskierung des Selbst. Die Auseinandersetzung mit dem Selbst wird zur eigentlichen Performance.
Bei „Shadow Piece“ (1963/2025) können Menschen, von einem Spot angestrahlt, ihren eigenen Schatten auf einer Wand nachzeichnen. Die Aktion assoziiert subtil die Schatten verglühter Menschen an den Hauswänden und auf den Straßen in Hiroshima und Nagasaki im August 1945 durch die dort gezündeten Atombomben.
Nach der Trennung von ihrem ersten Mann ging Ono für zwei Jahre nach Japan zurück. 1964 war Yoko Ono wieder in New York, inzwischen mit einem US-Filmproduzenten verheiratet und Mutter ihrer Tochter Kyoko.
„White Chess Set“ (1966/2025) (Foto oben) bezieht sich auf die Zeit des Vietnamkrieges. Es geht um die Möglichkeiten zur Aufhebung der Freund-Feind-Bilder und von Konfrontationen in der realen Welt. Die Botschaft ist intelligent: Nur wer nach schwarz und weiß unterscheidet, kann überhaupt gegeneinander „spielen“ bzw. „kämpfen“.
Yoko Ono entwarf auch das prägnante Logo der Antikriegskampangne “War is over!” von 1969.
In dritter Ehe heiratete Yoko Ono am 20. März 1969 in Gibraltar den Musiker, Sänger und Komponisten John Lennon, der zu den Gründern der legendären britischen Rockgruppe „The Beatles“ (1960-1970) gehörte.
Es begann eine intensive künstlerische Zusammenarbeit, besonders im Bereich der Musik und bei gemeinsamen Kunstaktionen.
Am 9. Oktober 1975 wurde der Sohn Sean Taro Ono Lennon in New York geboren.
1980 endete durch die Ermordung von John Lennon die fruchtbare Kooperation des Künstlerpaares.
Bei der Installation „Helmets (Pieces of Sky)“ wird Yoko Onos Antikriegshaltung deutlich. In alten deutschen Wehrmachtshelmen aus dem II. Weltkrieg liegen blaue Puzzleteile, die nur in ihrer Gesamtheit das Bild eines schönen blauen Himmels ergeben. In jedem einzelnen Soldatenhelm finden sich also nur Fragmente des ganzen Himmels, „Teilansichten“, „Splitter“ oder „Reste“, wie man will. Vielsagend ist auch die Verwendung der umgedrehten Helme als „Töpfe“.
„My Mommy is Beautiful“ (1997/2025) wendet sich der eigenen Beziehung jedes Menschen zur eigenen Mutter zu. Erinnerungen an die Mutter, Worte, Ratschläge, Zeichnungen oder Fotos von ihr können an die Wand geklebt werden. Mütter ermöglichen das Leben und das Entstehen neuer Generationen von Menschen.
Yoko Ono nahm 1972 an der Documenta 5 und im Jahr 1987 an der Documenta 8 in Kassel teil. In den 1980er Jahren wandte sich die Künstlerin verstärkt der Musik zu und veröffentlichte erfolgreiche Alben. 2002 stiftete die Friedensaktivistin Yoko Ono den Friedenspreis „LennonOno Grant for Peace“.
Weitere Informationen: Gropius Bau