Berlinische Galerie: Neuerwerb eines Bildes von Lotte Laserstein

Lotte Laserstein, Dame mit roter Baskenmütze, 1931, Berlinische Galerie, Foto: Anja Elisabeth Witte, © VG Bild-Kunst, Bonn 2019

Der Berlinischen Galerie gelang es durch Unterstützung des Fördervereins das Porträt „Dame mit roter Baskenmütze“ der Malerin Lotte Laserstein, das um 1931 in Berlin entstanden war, vom Kunsthändler und Galeristen Dr. Michael Nöth (Ansbach und Potsdam) für den eigenen Sammlungsbestand zu erwerben. Er hatte das Werk 2016 bei einer Auktion des Stockholmer Auktionshauses „Auktionsverk“ aus dem Nachlass eines schwedischen Kunstsammlers erworben, der das Bild von Lotte Laserstein geschenkt bekommen hatte.

Lotte Laserstein gelang es ab 1937 – dem Jahr ihrer Flucht aus Berlin – einen Großteil ihrer Werke nach Stockholm zu retten. In ihrer neuen Heimat Schweden konnte sie durch Auftragsarbeiten und die Verkäufe ihrer Arbeiten aus der Berliner Zeit ihre Existenz sichern.

Dank mehrerer Ausstellungen mit sehr guten Besucherzahlen, unter anderem in Berlin und Frankfurt am Main, ist eine Wiederentdeckung und kunsthistorische Anerkennung der Malerin Lotte Laserstein (1898-1993) gelungen. Deshalb interessieren sich auch immer mehr Museen für die Erwerbung ihrer Werke.

Die meisten Bilder der von den Nationalsozialisten bedrohten und durch ihr schwedisches Exil geretteten Ausnahmekünstlerin sind aber bis heute im Besitz privater Kunstsammler*innen. Es sind also nicht viele ihrer außergewöhnlich sensiblen Porträts dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Berlinische Galerie hat nun das Glück und den Erfolg, ihren Bestand zu erweitern. Es ist das erste Werk von Lotte Laserstein in ihrer Sammlung. Da die Künstlerin ihre Ausbildung und Erfolgsjahre im Berlin der Weimarer Republik erlebte, ist das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur der Künstlerin eng verbunden. Bereits 2009 übergab der schwedische Kunstsammler und Laserstein-Freund Peter Fors dem Museum dokumentarisches Material aus dem Nachlass der Künstlerin, das auszugsweise in der Ausstellung „Von Angesicht zu Angesicht“ zu sehen war.

Werkinformation

Mit dem Bild „Dame mit roter Baskenmütze“ hat Lotto Laserstein in ihrer überaus erfolgreichen Schaffensphase zwischen 1928 und 1933 in Berlin, wo zahlreiche Hauptwerke der Künstlerin entstanden, der Darstellung des Idealtypus der „Neuen Frau“ in besonderer Weise entsprochen. Ihre Porträts verbinden den Realismus des 19. Jahrhunderts mit der Nahsicht der modernen Fotografie. Dieses Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne beherrschte sie souverän.

Um 1930 veränderte sich Lasersteins malerische Handschrift. Ihr Farbauftrag wurde lockerer, offener und flächiger, wie an dem Bildnis dieser jungen Frau zu beobachten ist. In modischer Straßenkleidung sitzt sie der Malerin Modell. Zu dem rostroten gerade geschnittenen Mantelkleid mit langen Ärmeln trägt sie einen gestreiften Schal in Brauntönen. Ihre rote Baskenmütze harmoniert mit der Farbe des Lippenstifts. Eine Hand liegt im Schoß, die andere umfasst die Kante des nur sparsam angedeuteten Sitzmöbels. Während Kopf und Oberkörper vollständig ausgearbeitet sind, wird die Partie unterhalb der Knie nur skizzenhaft angedeutet.

Obwohl Laserstein der Sitzenden kein Umfeld und nicht einmal einen konkreten Stuhl anbietet, schwebt die Frau nicht auf dem Blatt. Sie wirkt geerdet. Die Haltung ist entspannt und konzentriert zugleich, der Blick unbewegt, aber aufmerksam. In ihren Werken griff Lotte Laserstein immer wieder den zeitgenössischen Idealtypus der „Neuen Frau“ auf, den sie ja auch selbst verkörperte.
(Dr. Annelie Lütgens, Leitung Grafische Sammlung der Berlinischen Galerie)

Die Ausstellung „Lotte Laserstein. Von Angesicht zu Angesicht“ wird noch bis zum 19. Januar 2020 in der Kunsthalle zu Kiel präsentiert.

Berlinische Galerie
Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124 – 128
10969 Berlin
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Montag: 10:00 – 18:00 Uhr

Internet: www.berlinischegalerie.de