Galiläakirche (Jugend[widerstands]museum)

Die von den Architekten Georg Dinklage und Ernst Paulus entworfene Galiläakirche ragt seit 1910 in der Rigaer Straße 9/10 mit ihrem 50 Meter hohen Turm in ihrem historisierenden neugotischen Stil aus den Wohnhäusern hervor. Sie begleitet eine bewegte Geschichte, die nicht nur von Gott erzählt, sondern auch von Freiheit, Toleranz und Widerstand. Wie auch bei der 850 Meter entfernten Samariterkirche, mit der die Galiläakirche die evangelische Kirchengemeinde Galiläa-Samariter bildet. Die Galiläakirche bietet seit dem 09. November 2008 ein Zuhause für das Jugend[widerstands]museum in Friedrichshain.

Der Synodalverband erkannte 1906 die Notwendigkeit einer Tochtergemeinde für die Samariterkirche, da das ehemalige Ackerland, auch bekannt als Nordkiez, einen rasanten Bevölkerungsanstieg von 17.000 im Jahr 1884 auf 70.000 im Jahr 1910 erlebte. Ermöglicht wurde der Bau der Galiläakirche durch die finanzielle Unterstützung des Kirchenbau-Vereins, dessen Schirmherrin die Kaiserin Auguste-Viktoria war. Das Schicksal der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erlitt auch diese Kirche am 3. Februar 1945. Die komplette Sanierung wurde erst 1978 fertiggestellt. In der DDR hat dieser spirituelle Ort eine weitere Bedeutung bekommen, da in dieser Kirche wie so oft in Kirchen in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik ein Zufluchtsort für Menschen mit abweichenden Meinungen geboten wurde. Hier wurde ihnen ein Raum geboten, in dem eine freiheitliche und tolerante Stimmung herrschte, in welcher man sich frei äußern konnte. Ab 1983 wurde der DDR diese aufständische Stimmung zu bedrohlich und es begannen Repressalien. Wie im Fall der Punkband Namenlos, die einer Verhaftung ausgesetzt war, da sie in der Galiläakirche Konzerte spielte. Auch Blues Messen fanden hier statt, wofür eher ihre Muttergemeinde in der Samariterkirche bekannt ist.

Wie früher erwähnt, gibt es seit dem 09. November 2008 keine Gottesdienste mehr. Heutzutage bietet dieser Ort ein Domizil für eine Dauerausstellung über den Jugendwiderstand, die von der Hedwig-Wachenheim-Gesellschaft veranstaltet wird. Doch dieser geschichtsträchtige Standort konzentriert sich nicht nur allein darauf. Es gibt unzählige weitere Ausstellungen, Konzerte und Veranstaltungen, deren Thematik den erhaltenen alternativen Geist unterstreichen. Wie auch beim Projekt Solawi-Waldgarten bei dem solidarische Landwirtschaft betrieben wird, indem Supermärkte als Zwischenhändler übersprungen werden und damit dem Endverbraucher fairere Preise geboten werden können. Die Galliläakirche dient hierfür als Abholstelle und schafft damit positive Impulse für den Kiez und verstärkt die Integrität.

Fotos und Text: Martin Volynskiy