Ehemalige Bunkeranlagen in Friedrichshain-Kreuzberg

Der Fichtebunker
Das Gebäude, in welchem sich der Fichtebunker („Mutter-Kind-Bunker“) befand, wurde von 1874 bis 1876 als Gasometer für die Städtischen Gaswerke erbaut. Der 21 Meter hohe Steingasometer (ohne Stahl-Kuppel) diente der Speicherung von Stadtgas, das zunächst für die Berliner Straßenbeleuchtung benutzt wurde. Er verfügte über einen Durchmesser von 56 Metern und fasste 30.000 Kubikmeter Gas. 1922 wurde der Gasometer stillgelegt. Erst ab 1940, in der Zeit des II. Weltkrieges, erhielt das Bauwerk durch den Bunkereinbau seine neue Funktion als Luftschutzbunker.


Bei seiner Fertigstellung hatte der Fichtebunker (benannt nach der Fichtestraße) sechs Ebenen mit jeweils über 120 Kammern. Insgesamt fünf Treppenhäuser und drei Aufzüge verbanden die einzelnen Etagen. In der Mitte des Bunkers verlief ein Luftschacht von 7,5 Metern Durchmesser. Für die Verbunkerung des Gasometers wurden Stahlbetonwände von 1.80 Metern Dicke und eine Abschlussdecke von 3 Metern Stärke eingezogen.

Obwohl der Bunker ursprünglich für zirka 6.000 Schutzsuchende ausgelegt war, fanden dort in der großen Angriffsnacht vom 2. Februar zum 3. Februar 1945 rund 30.000 Menschen Zuflucht. Trotz massiven Beschusses blieb der Bunker weitgehend unbeschädigt und diente nach dem Kriegsende zunächst als Flüchtlingslager. In den 1950er Jahren wurde der Bunker als Altenheim und Obdachlosenasyl benutzt. 1963 wurde er aus Hygienegründen geschlossen und die Stadt nutzte das Gebäude bis 1988 als Lager für einen Teil der Senatsreserve. Ab 1990 stand der Bunker leer. Nach 17 Jahren Leerstand wurden von 2007 bis 2010 attraktive Lofts auf dem Fichtebunker errichtet, wobei im Rahmen dieser Neubebauung auch das Dach begrünt wurde. Der Berliner Verein „Unterwelten e. V.“ bietet in seiner Tour F verschiedene Führungen durch die noch vorhandenen Ebenen des ehemaligen Hochbunkers an.

Als kultureller Höhepunkt fand im September 2010 ein Klangkunstfestival im Fichtebunker statt.

Die ehemaligen Flaktürme im Volkspark Friedrichshain (heute Bunkerberge)
Nach Angriffen der britischen Luftwaffe auf Berlin im August 1940 wurde durch einen „Führer-Befehl“ der Bau von drei Turmpaaren zur Flugabwehr in Berlin veranlasst. Sie bestanden jeweils aus einem Gefechtsturm (G-Turm) und einem Leitturm (L-Turm). Die Türme wurden als Hochbunker errichtet. Auf dem Dach der Gefechtstürme (Gefechtsplattform) wurden Flugabwehrkanonen (Flak) und auf dem Dach der Leittürme wurden Beobachtungs- und Feuerleitgeräte aufgestellt.

Der Berliner Architekt Friedrich Tamms entwarf einen rund 40 Meter hohen Gefechtsturm, der aus Stahlbeton bestand und 75 Meter lang und 75 Meter breit war. 2,5 Meter dicke Wände und eine 3,5 Meter dicke Decke sollten den Schutz vor feindlichen Bomben gewährleisten. Ein umlaufender Wehrgang in luftiger Höhe ließ das Bauwerk wie eine mittelalterliche Festung wirken. Damit die Flakbunker auch nach dem Krieg sinnvoll genutzt werden konnten, sollten sie eine repräsentative Fassade aus edlem Naturstein erhalten. Dazu kam es aber nicht mehr.

Zuerst wurden in Berlin die zwei Zoo Hochbunker gebaut. Das Turmpaar II im Volkspark Friedrichshain war ab Oktober 1941 einsatzbereit.

In der ersten Etage des kleineren Leitturms wurden bedeutende Gemälde aus der Berliner Gemäldegalerie eingelagert, von denen 434 am 6. Mai 1945 unter bis heute ungeklärten Umständen verbrannten.

Im Mai 1946 versuchte die Rote Armee die Flaktürme zu sprengen. Da dies jedoch nur teilweise gelang, wurden die beschädigten Bunker mit Trümmerschutt aufgefüllt und mit Erde bedeckt. So entstanden die heute noch existierenden Bunkerberge – der Große Bunkerberg („Mount Klamott“) mit einer Höhe von 78 Metern und der Kleine Bunkerberg mit einer Höhe von 48 Metern.

Der Anhalter Bunker
Am Anhalter Bahnhof, dem „Tor zum Süden“ – wie der wichtigste Berliner Fernbahnhof aus der Zeit vor 1945 auch genannt wird, befindet sich ein ehemaliger Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Anhalter Bunker, wie er genannt wird, wurde im Jahr 1943 errichtet. Die Bauzeit betrug 10 Monate. Auf drei überirdischen und zwei unterirdischen Etagen bot der Bunker auf 3.600 Quadratmetern Platz für ca. 100 Räume.

Der Bunkerbau hatte das Ziel, den Mitarbeitern der Reichsbahn und ihren Fahrgästen in unmittelbarer Nähe des Anhalter Bahnhofs, den damals größtem Bahnhof Europas, Schutz vor Luftangriffen zu bieten. Ein Tunnel verband den Bahnhof mit dem Bunker, um bis zu geplanten 3.500 Menschen bei Luftangriffen eine sichere Zuflucht zu bieten. Der Bunker stellte sich als sehr guter und zuverlässiger Zufluchtsort heraus. Auch viele Anwohner aus den umliegenden Wohnhäusern fanden in dem Bunker Schutz, was die Anzahl der dort untergebrachten Personen bis auf ca. 12.000 Schutzsuchende ansteigen ließ. Da die Angriffe auf den Bahnhof immer intensiver wurden, mussten die Menschen bis zu sechs Tage im Bunker bleiben. Wie auch der Fichtebunker, diente der Anhalter Bunker während der Zeit des Kalten Krieges als Lager für die sogenannte „Senatsreserve“.

Seit dem Jahr 1997 existiert im Anhalter Bunker das „Berlin Story Bunker“, das auf drei Etagen ein Bunkermuseum sowie die Ausstellungen „Berliner Gruselkabinett“ und „Medizin in alten Zeiten“ anbietet.

Der BASA-Bunker am Halleschen Ufer
Die Deutsche Reichsbahn betrieb während des II. Weltkrieges am Halleschen Ufer in Kreuzberg am Landwehrkanal eine zentrale Leitstelle ihrer Fernmelde- und Fernschreibnetze. Zum Schutz der dort installierten technischen Anlagen vor Luftangriffen wurde ab 1942 für die „Bahnselbstanschlussanlage“ (Kurz: BASA) ein noch heute existierender Bunker angelegt. In den Morgenstunden kurz vor der Kapitulation Berlins am 2. Mai 1945 sprengte eine SS-Einheit die Tunneldecke des quer zum Landwehrkanal verlaufenden Nord-Süd-Tunnels der Berliner S-Bahn. Durch das aus dem Landwehrkanal in den Tunnel eindringende Wasser wurde der am Kanal gelegene Bunker überflutet. Sämtliche technische Anlagen wurden unbrauchbar. Auch der ehemalige BASA-Bunker wurde zwischen 1959 und 1962 zur Lagerung eines Teils der „Senatsreserve“ genutzt.