Foto vom Warenhaus Wertheim am Moritzplatz von Max Missmann (1874-1945) aus dem Jahr 1914. Foto gemeinfrei. Quelle: Wikipedia.
Die Planung der Berliner U-Bahnlinie U8 und der ursprüngliche vorgesehene U-Bahnhof Oranienplatz wurden von einer Reihe historischer und politischer Faktoren beeinflusst. Ursprünglich sollte die Linie über den Oranienplatz führen, doch die Novemberrevolution von 1918/19 und die damit verbundenen bürgerkriegsähnlichen Zustände in Berlin führten zu erheblichen Verzögerungen. Trotz dieser Unruhen setzte die Stadt Berlin einen Rechtsstreit gegen die AEG-Schnellbahn AG durch, um den Weiter-Bau der Strecke zu erzwingen.
Die wirtschaftliche Lage in den frühen 1920er Jahren war durch den Ersten Weltkrieg, Materialknappheit und die Hyperinflation geprägt, was zur Liquidation der AEG-Schnell-Bahn AG im Jahr 1923 führte. Die Stadt Berlin übernahm daraufhin die Baustelle. Ein entscheidender Einfluss auf die endgültige Streckenführung war das Wertheim-Warenhaus am Moritzplatz.
Wertheim bot einen 5 Millionen Reichsmark-Anreiz, um die U-Bahn näher an sein Warenhaus zu bringen, was zur Änderung der Streckenführung führte. Statt über den Oranienplatz verlief die Linie nun über den Moritzplatz, was dem Warenhaus einen strategischen Vorteil verschaffte.
Der Rohbau des Bahnhofs Oranienplatz wurde nie fertiggestellt. Während des Zweiten Weltkriegs diente er als Luftschutzbunker und später als Schaltstation für die Berliner Elektrizitätswerke. Im Jahr 2015 wurde der Rohbau aus statischen Gründen verfüllt.
Diese Ereignisse zeigen, wie wirtschaftliche Interessen, politische Instabilität und strategische Überlegungen die Entwicklung des Berliner U-Bahnnetzes beeinflussten und letztlich dazu führten, dass der U-Bahnhof Oranienplatz nie in Betrieb genommen wurde.
Text: M. F.