Kaum eine Sehenswürdigkeit steht mehr für das geteilte Berlin und den kalten Krieg als der Checkpoint Charlie. Erbaut wurde der Grenzübergang nach dem 13. August bis September 1961 und verband den DDR-Bezirk Mitte mit dem Westberliner Bezirk Kreuzberg. Er liegt nahe des U-Bahnhofes Kochstraße.
Der Name „Charlie“ leitet sich durch die Bezeichnung für den Buchstaben „C“ im Buchstabieralphabet ab. Das „C“ steht dabei für den dritten Checkpoint der US-Amerikaner. Erbaut wurde er von den westlichen Alliierten, sodass die Angehörigen ihres Militärpersonals weiterhin die Sektorengrenzen überschreiten konnten. Der Versuch der Einschränkung dieser Rechte durch die SED führte zu Spannungen. Diese eskalierten am 27. Oktober 1961, als sich sowjetische und US-amerikanische Panzer gegenüberstanden. Daraufhin wurden 200 Kampfflugzeuge aus der USA nach Frankreich verlegt. Wie man merkt, ist der Checkpoint Charlie ein sehr geschichtsträchtiger Ort, der aber nicht nur für allgemeine politische Konflikte, sondern auch für persönliche Fluchten vor dem DDR-Regime steht.
Die Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V. unterstützte DDR-Bürger darin und galt als zentrale Anlaufstelle für DDR-Oppositionelle. Zudem beschloss der Verein auch auf dem kulturellen Wege, Menschen auf die Situation an der Mauer aufmerksam zu machen. Am 19.Oktober 1962 eröffnete er seine erste Ausstellung. Ganz pragmatisch fand diese in einer Drei-Zimmer-Wohnung in der Bernauer Straße statt. Sie trug den Namen „Es geschah an der Mauer“. Nur knapp ein halbes Jahr später, am 14.Juni 1963, eröffnete die Arbeitsgemeinschaft 13. August e.V. das Mauermuseum im „Haus am Checkpoint Charlie“, welches vom Architekten Peter Eisenman entworfen wurde.
Der Name kam durch die unmittelbare Lage am Checkpoint, welche auch für die politische Arbeit nützlich war. Durch ein Fenster im Altbau konnte man den Checkpoint Charlie beobachten, was sehr hilfreich für die Unterstützung der Flüchtlinge war. Der Leiter war, bis zu seinem Tode am 09. Januar 2014, Dr. Rainer Hildebrandt. Danach übernahm die Leitung seine Frau Alexandra Hildebrandt, die das Museum bis heute führt. Zu sehen kriegt man neben der Grenzanlage, Fotos und Dokumentationen, auch Fluchtautos, einen Heißluftballon, Sessellifte oder auch ein Mini-U-Boot.
Auch direkt am Checkpoint Charlie gab es einige Fluchtversuche. Manche glückten wie am 29.08.1986, als drei DDR-Bürger mit einem 7,5-Tonnen-Kieslaster den Checkpoint durchbrachen. Oder Hans-Peter Schnitzer, der in einem Alliierten Fahrzeug mit seiner Tochter im Kofferraum am 18. August 1989 über die Grenze fuhr und als einer der letzten erfolgreichen Flüchtlinge aus der DDR gilt.
Für die Bebauung der Grenzfläche hat der Projektentwickler Trockland einen Architektenwettbewerb veranstaltet, bei welchem die Architektengruppe Craft/rw+ mit einem Gebäudeensemble, welches fürs Wohnen, Hotel, Shops und Restaurants genutzt werden sollte, gewann. Doch im Juni 2018 stellte das Landesdenkmalamt einen Teil des Gebäudes unter Denkmalschutz. Im Jahr 2022 wurde dem Land Berlin die Fläche für geschätzt 3,65 Millionen Euro übertragen.
Fotos und Text: Martin Volynskiy