Berlinische Galerie: Anything Goes? Berliner Architekturen

Die wieder geöffnete Berlinische Galerie, das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, in der Kreuzberger Alten Jakobstraße 124-128 zeigt vom 17.3.21 – 16.8.21 die Ausstellung „Anything Goes? Berliner Architekturen der 1980er Jahre“.

Office for Metropolitan Architecture (OMA), Elia Zenghelis, Zoe Zenghelis, Wohnhaus am Checkpoint Charlie, 1987, © Office for Metropolitan Architecture (OMA) / Elia Zenghelis / Matthias Sauerbruch

In Berlin gibt es eine einzigartige Dichte bemerkenswerter Gebäude und Stadtquartiere aus den 1980er Jahren, deren Bedeutung und Aktualität es nach mehr als 30 Jahren zu überprüfen gilt. Die vielfältige und bunte Architektursprache stellte bisherige Vorstellungen einer modernen Lebenswelt in Frage. Gerne mit dem Etikett der „Postmoderne“ versehen, kennzeichnet sie die Verwendung von Bautypen und Stilmitteln der Vergangenheit sowie die Erprobung alternativer Lebensweisen in der Großstadt.

Baudirektion Hauptstadt Berlin des Ministeriums für Bauwesen, Modell Wohn- und Geschäftshaus Friedrichstraße 56, Entwurf: Peter Meyer, 1987, © Berlinische Galerie, Digitalisierung: Anja E. Witte

Die Planungen waren zumeist Beiträge für die Internationale Bauausstellung 1984/87 (IBA West) und die Bauausstellung 1987 (Ost), die weit über die Stadtgrenzen hinaus wahrgenommen wurden. Bereits zur Entstehungszeit als kunstvolle Fehlgriffe und für ihre ästhetische Beliebigkeit – anything goes – kritisiert, sind diese wichtigen Zeugnisse heute verschwunden, überformt oder vom Abriss bedroht.

Kaufhaus am Marzahner Tor, Entwurf: Büro Eisentraut im IHB, um 1988, Foto: © Unbekannte*r Fotograf*in / Berlinische Galerie, Digitalisierung: Anja Elisabeth Witte

Anhand von rund 300 Grafiken, Modellen, Fotografien, Gemälden, Filmen und Tastmodellen untersucht die Ausstellung erstmalig Ost- und Westberliner Bauten und Visionen, die im letzten Jahrzehnt vor dem Mauerfall entwickelt wurden. Inhaltliche Schwerpunkte sind Großprojekte wie etwa der Weiterbau der Wohnsiedlung in Marzahn, der Aufbau des Nikolaiviertels und des Gendarmenmarkts, die Erneuerung innerstädtischer Altbauquartiere und die Errichtung identitätsstiftender Denkmäler und Erinnerungsstätten. Sie zeichnen beispielhaft das Spannungsfeld aus globalen und lokalen Anforderungen nach, in dem sich die Architekt*innen bewegten.

Marzahner Promenade, Café Restaurant „Zur Promenade“, Entwurf: Büro Eisentraut im IHB, nach 1985, Foto: © Unbekannte*r Fotograf*in / Berlinische Galerie, Digitalisierung: Anja Elisabeth Witte

Dabei wird deutlich, dass der politische Systemwettstreit auch auf dem Gebiet von Architektur und Städtebau dazu führte, dass Ost und West auf je eigene Weise dasselbe Ziel verfolgten: die Errungenschaften der modernen Stadt mit lokalen Kulturen, Traditionen und humanen Bedürfnissen in Einklang zu bringen. Die zeitgenössische Intervention „Times are hard, but postmodern“ von Isa Melsheimer holt mit verschiedenartigen künstlerischen Darstellungen die Architekturen der 1980er Jahre in die Gegenwart.

Hinrich und Inken Baller, Torhaus am Fraenkelufer, 1984, Foto: Reinhard Friedrich, © Archiv Hinrich und Inken Baller

Berlinische Galerie
Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124 – 128
10969 Berlin
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Montag: 10:00 – 18:00 Uhr

Internet: www.berlinischegalerie.de