Zug der Erinnerung

Fast sämtliche deutsche Bahntrassen waren in das Deportationsgeschehen mit einbezogen. Auch die Bahnen in den okkupierten Staaten wurden den Besatzern unterstellt. Die europaweite Logistik der Verschleppung hätte ohne die Dienste der Reichsbahn und der ihr angeschlossenen Unternehmen nicht funktionieren können. Über tausende von Kilometern wurden Deportationszüge in die Lager verbracht.

Auch während des Krieges setzten die Nationalsozialisten ihre Transporte weiter fort, aus Frankreich im Westen bis zur Sowjetunion im Osten. Selbst über die Ostsee (Norwegen) und das Mittelmeer (Griechenland) wurden Kinder und Jugendliche in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau verschleppt. Die Durchgangsstrecken dieser Transporte kreuzten große deutsche und österreichische Städte, wie Berlin, Hamburg, Dresden, Frankfurt a. M. und Wien.

Zug der Erinnerung

An die Kinder von Westerbork erinnert auf den deutschen Bahnhöfen nichts mehr. Statt die verschleppten Kinder, die Jugendlichen und alle anderen Deportierten an den Orten ihrer letzten Fahrt durch Deutschland zu ehren, lässt sich die Deutsche Bahn AG das Gedenken bezahlen. Vom Zug der Erinnerung verlangt die Deutsche Bahn AG 10.000 Euro. Durch weitere Trassen- und Bahnhofsgebühren hat die Deutsche Bahn AG dem Zug der Erinnerung bereits 40.000 Euro entzogen.

Zug der Erinnerung

Der Zug der Erinnerung besteht aus mehreren Waggons, in denen die Geschichte der europäischen Deportationen in beispielhaften Biografien nacherzählt wird, ob aus Skandinavien oder Griechenland. Über tausende von Kilometern, durch ganz Europa, wurden über eine Million meist jüdischer Kinder, Sinti und Roma und Kinder von Eltern, die das NS-Regime bekämpften, mit Hilfe des Reichsverkehrsministeriums und der Deutschen Reichsbahn geschleust, mit dem Ziel, sie zu vernichten.

Die Fotos der Opfer und ihre letzten Briefe, die sie aus den Reichsbahnwaggons warfen, stehen für das Los der Millionen Kinder, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern ermordet wurden. Statt entsetzlicher Bilder zeigt die Ausstellung Andenken, die aus unseren Familienalben stammen könnten. Zu sehen ist das Lächeln der Kindheit und der Optimismus der Jugend. Zugleich verweisen die Dokumente auf ein Tabu, das für alle Zivilisationen verpflichtend ist: Das Leben der Kinder zur Erhaltung der Gattung zu schonen.

Zug der Erinnerung

Zug der Erinnerung

Mit dem feigen Kindermord hat Nazideutschland dieses Gesetz gebrochen und zeitweise außer Kraft gesetzt. Aus Auschwitz und den anderen Lagern kehrten nur wenige zurück. Ihre beispielhaften Biografien, die Bilder ihrer frohen und erwartungsvollen Gesichter laden nicht nur zum Gedenken ein, sondern fordern uns auf, gegen Verfolgung, Rassismus, Antisemitismus und nationalistischen Größenwahn deutlich Stellung zu beziehen. Es ist höchste Zeit und dringend nötig, sich diese Bilder immer wieder vor Augen zuführen, weil der Hass, der die Kinder in den Tod trieb, erneut seine Opfer sucht.

Zug der Erinnerung

Spendenkonto: Kreissparkasse Köln
BLZ : 370 502 099
Konto : 0352 550 392

Internet: www.zug-der-erinnerung.eu

Text: Auszüge aus “Zug der Erinnerung“
Fotos: M. Freeman