Wohnen in Stralau

Stralau ist durch seine Lage als Halbinsel zwischen Spree und Rummelsburger See schon seit Jahren ein angesagtes Wohnquartier in Friedrichshain-Kreuzberg. Es hat viele neue, aber auch einige alte Wohnhäuser zu bieten. Das war nicht immer so.

1920 kam das ehemalige Fischerdorf slawischen Ursprungs, das früher Stralow hieß, zu Groß-Berlin. Aber da war es schon zum Industriestandort mutiert. Seit der Jahrtausendwende erfolgt der Ausbau zur „Wasserstadt“. Auch ein Olympisches Dorf sollte hier mal entstehen. Nein, das war nicht 1936. Dazu kam es aber nicht, weil Berlins Olympia-Bewerbung für 2000 scheiterte.

Doch mit dem Sport hatte die Halbinsel schon zu tun. 1830 wird die erste Gesellschaft zur Förderung des sportlichen Segelns in Stralau gegründet. In den nächsten Jahrzehnten siedeln sich weitere Segelsportvereine in Stralau an. So werden Stralau und die Rummelsburger Bucht zur Wiege des deutschen Segelsportes.

Auch der Stralauer Fischzug sei erwähnt, eine Tradition aus dem Jahr 1574. Aber erst 300 Jahre später wird daraus das berühmt-berüchtigte Volksfest mit bis zu 70.000 Teilnehmern. Er findet immer am 24. August, dem Bartholomäustag und Tag des Anfischens nach dem Ende der jährlichen Schonzeit für die Fische statt. Schließlich muss 1873 der Fischzug wegen des ausschweifenden Feierns verboten werden. Auch mancher Student, wie einst Karl Marx, hat sich aus Berlin nach Stralau zurückgezogen, um ordentlich studieren zu können, denn im alten Berlin gab es doch zu viele Kneipen und Restaurationen, auf jeden Fall mehr als in Stralau.

Mittelstreifen in der Tunnelstraße mit der zugeschütteten Tunnelrampe, die als Ein- und Ausfahrt diente.

Um 1900 ist die Halbinsel Stralau vor allem ein Ort der industriellen Produktion. Hier haben sich Teppich-, Flaschen- und Palmkernölfabriken, Brauereien und Bootswerften angesiedelt. Es gibt Wohnhäuser für Arbeiter und Angestellte sowie Verwaltungsbauten.

Bekannt wurde Stralau auch durch den Bau des ersten Tunnels unter der Spree, während der „Tunnel über der Spree“ ja mehr ein literarischer Verein war, dem u. a. Theodor Fontane angehörte.

Am 18. Dezember 1899 nahmen die Berliner Ostbahnen den Liniendienst durch den Tunnel unter der Spree als erste öffentliche Untergrundbahn Deutschlands zwischen dem Schlesischen Bahnhof, dem heutigen Ostbahnhof, und der Landgemeinde Treptow auf. Weitere Informationen zum ehemaligen U-Bahn- und Straßenbahntunnel zwischen Stralau und Treptow der „Knüppelbahn“ finden Sie hier.

Interessant ist vielleicht noch, das die Pkw-Quote je Einwohner heute inzwischen höher als der Berliner Durchschnitt ist. Aber was will das schon heißen. In Stralau braucht man nach meinen Beobachtungen vor allem ein Boot und ein Paar Laufschuhe zum Joggen.

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