Erbaut wurde die evangelische Taborkirche zwischen 1903 und 1905 im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in der Taborstraße 17. Links und rechts befinden sich Wohnhäuser. Zuständig für die Bauleitung und den Entwurf war Ernst Wilhelm Schwartzkopff (1852-1904), seines Zeichens Dombaumeister.
Nach dessen Tod im Jahr 1904 wurde der Architekt Adolf Bürckner zum Nachfolger. Die Grundsteinlegung erfolgte am 1. Juni 1903 und die feierliche Einweihung fand am 20. Dezember 1905 unter persönlicher Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste-Viktoria statt. Den Zweiten Weltkrieg konnte die Taborkirche relativ unbeschadet überstehen. Allein der Glockenturm von einer Höhe von 71 Metern wurde zerstört. Nach dem Krieg wurde die sogenannte „Haube“ abgetragen.
Der Haupteingang ist über die Freitreppe zu erreichen. Da die Kirche unter Denkmalschutz steht, ist es bis heute leider nicht möglich, den Zugang rollstuhlgerecht zu gestalten. Ein Problem, mit dem nicht nur die Kirche zu kämpfen hat, sondern vor allem die Rollstuhlfahrenden und deren Angehörige. Die seitlichen Portale wurden zugemauert. Über dem Haupteingang ist ein Mosaik zu bewundern, welches die „Verklärung“ von Jesus am Berg Tabor darstellt. Auf einem Giebel darüber steht eine segnende Christusfigur.
Im Kirchenvorraum wurden zwei Räume abgetrennt. Das Fenster zur linken Hand wurde vom Künstler Emil Stolterfoht nach dem Krieg gestaltet. Es soll die zerstörerische Gewalt von Kriegen verdeutlichen. Zwischen 1992 und 1998 erlebte der Innenraum nochmals eine Umgestaltung. Unterhalb der Orgelempore fand eine Raumtrennung mittels einer Metallglaswand statt. So entstand eine sogenannte Winterkirche, die später den Namen „Taborium“ (Tabor und Atrium) erhielt. In den kalten Jahreszeiten finden hier Gottesdienste statt. Gleichzeitig können hier auch Veranstaltungen und Feiern verschiedenster Art abgehalten werden. Hierfür wurden die Kirchenbänke entfernt und durch Bestuhlung ersetzt.
In der eigentlichen Kirche sind die Kirchenbänke allerdings noch im Original erhalten.
Der Altar – so hat es mir ein Kirchenmitarbeiter erzählt – besteht aus Sandstein. Zwei Säulen, die dazu gehörten, wurden nach dem Krieg durch ein großes Holzkreuz ersetzt. Dieses wurde 2008 wiederum durch ein Bild des Künstlers Ingo Andratschke ersetzt. Es trägt den Titel „Leuchtkreuz in der Nacht“. Ein echter Hingucker für jeden Besucher.
Der Taufstein ist noch im Original erhalten geblieben. Er besteht – ebenfalls durch Interview in Erfahrung gebracht – aus schwarzem Serpentinenstein.
Die Kanzel wird heute kaum noch genutzt, letztes Mal zur Einhundert-Jahr-Feier der Taborkirche im Jahr 2005 vom damaligen Bischof Huber.
Über den Seitenschiffen links und rechts auf den Emporen sind die Wandgemälde noch im Original erhalten.
Das Herzstück einer jeden Kirche ist natürlich die Orgel. Die Orgel ist eine echte Dinse-Orgel. Sie wurde 1905 von den Gebrüdern Dinse eingebaut. Bis heute ist die Orgel (nach einigen Reparaturarbeiten) noch immer intakt und lässt sich von hervorragenden Organistinnen und Organisten die schönsten Töne entlocken.
Leider wurden die ursprünglichen Orgelpfeifen im Ersten Weltkrieg zur Munitionsherstellung verwendet. Erst 1922 wurden diese dann wieder ersetzt.
In den 1960er Jahren wurden im Verlauf einer Erneuerung die Verwendungsmöglichkeiten nochmals verändert. Die Orgel ist eine der sehr wenigen noch existenten Dinse-Orgeln in Berlin.
Tipp für Cineasten: Im Jahre 1961 lief in den Kinos der Film „Im Stahlnetz des Dr. Mabuse“, der unter der Regie von Harald Reinl mit den Schauspielstars Daliah Lavi, Gert Fröbe und Lex Barker entstand. Gedreht wurde der Film in Westberlin und eben auch in der Taborkirche. Wer die DVD erwirbt oder den Film im Internet aufrufen kann, hat hier viel Freude daran, einige Vergleichsstudien zwischen früher und heute anzustellen.
Fotos und Text: Klaus Tielemann