Märchenbrunnen im Januar

Herme Riesentochter

Im Licht der tief stehenden Januar-Sonne sind nur wenige Menschen in der Anlage des Märchenbrunnens im Volkspark Friedrichshain anzutreffen. Die meisten sind Passanten, die es eilig haben, einige Läufer – nur die Skulpturen harren hier aus. Und doch ist der 1913 eröffnete Märchenbrunnen kein verwunschener Ort. Auch nicht im Januar. Denn er liegt direkt an der Straße am Friedrichshain und an der Grenze zum belebten Prenzlauer Berg.

Wie jeden Winter sind die berühmten Märchenfiguren, die den eigentlichen Brunnen schmücken, unter hölzernen Schutzverkleidungen verborgen. Sehen und fotografieren kann man sie erst wieder im Frühjahr.

Herme Menschenfresser

Von dem bekannten Bildhauer Georg Wrba (1872 – 1939) wurden neben anderen Skulpturen die vier Herme, die in den heckenbesäumten Wegen seitlich des Märchenbrunnens aufgestellt sind (Riesentochter, Menschenfresser, Rübezahl und Frau Holle), gestaltet.

Parkbank und Eingang zum Seitenweg der Brunnenanlage

Die Brunnen-Anlage wurde vom Berliner Architekten und Stadtbaurat Ludwig Hoffmann (1852 – 1932) im Stil des Neobarock entworfen. Hoffmann, von 1896 bis 1924 als Stadtbaurat in Berlin tätig, plante eine Vielzahl von Schmuckplastiken für seinen Entwurf. Beim Projekt des Märchenbrunnens arbeitete er mit den aus Süddeutschland stammenden Bildhauern Ignatius Taschner, Georg Wrba und Josef Rauch eng zusammen.

Parkbank im Licht der untergehenden Sonne

Seit 1893 gab es erste Planungen für den Bau einer reich dekorierten Prunkanlage im westlichen Friedrichshain, die Hoffmann jedoch ablehnte. Er entwickelte einen Gegenentwurf in Form eines Märchenbrunnens, der 1901 auf der „Grossen Berliner Kunstausstellung“ vorgestellt wurde.

Nach jahrelangen Diskussionen und etlichen Überarbeitungen wegen besonderer Wünsche des Kaisers, konnten Bauaufträge erst 1907 erteilt werden.

Putte am Eingangstor zum Märchenbrunnen

Am 15. Juni 1913, dem 25. Jahrestag der Thronbesteigung durch Wilhelm II., erfolgte die Übergabe des Märchenbrunnens an die Öffentlichkeit.

Vom ersten Tag an war der Märchenbrunnen ein großer Publikumserfolg, besonders bei den Familien und Kindern im Berliner Nordosten.