Kunst Quartier Bethanien

… ein Ausstellungsbesuch, aufgezeichnet von FKTV.

Die Maueröffnung in Berlin bewirkte eine neue Form der Zusammenarbeit vieler Künstler/innen in den 90er Jahren. Leerstehende Gebäude, die es vor allem in Mitte zahlreich gab, wurden zu Galerien und Clubs umfunktioniert. Mit minimalen finanziellen Mitteln wurden kulturelle Produktionen entwickelt, selbstorganisiert mit voller Kontrolle über den daraus entstehenden Prozess. Es entstanden Plattenlabel und Magazine im Eigenvertrieb. Vielen jungen Leuten in Berlin wurde ein neues Gefühl des Daseins, des Anderssein als Teil eines größeren Ganzen ermöglicht. Die Ausstellung in Form eines Hörstücks, Videos, Photos, Bildern und Exponaten gibt einen Einblick in die Subkultur der 90er.

Das Bewusstsein, das diese Zeit getragen hat, die Aufbruchsstimmung, die neue Freiheit, die Neugier, das Anderssein, das Sich-Ausprobieren-Können sind nicht übertragbar. Die Auswirkungen auf heute sind Bereiche wie „urbane Permakultur“ und nachhaltige Stadtentwicklung.

Es gibt keine Deutsche Mark mehr, sondern Euros und Europa, mit all den Sprachen und Kulturunterschieden. Die Wiedervereinigung liegt 23 Jahre zurück und die Jungen von damals steuern auf die 50 Jahre zu. Die 90er waren eine Zeit, in der Berliner Musiker/DJ‘s begannen, elektronische Musik weltweit mitzuprägen, ein Einfluss der bis heute anhält. Berlin war ein Magnet für viele Kreative aus der ganzen Welt, die hier fanden, was es sonst nirgends gibt. Ein Status, den diese Stadt bis heute lebt und feiert.

Im Zuge elektronischer Musik entstanden Visuals, es gab Computer. Z. B. Ataris, womit man einiges machen konnte, eine der berühmtesten Künstler/Musikgruppen seinerzeit „Atari Teenage Riot“ zogen von Berliner Kellergewölben hinaus in die Welt. Im WMF liefen auf diversen Monitoren installiert im Raum, minimale Bildsequenzen, eine Symbiose von Bild und Ton, über dem Tresen der Praxis Dr. Mac Coy hingen Trockenhauben, aus denen man per Videomonitor von einem Auge beobachtet wurde. Die Bandbreite von Kunst und Musik war beflügelt von der Energie der Maueröffnung, es wehte der Duft einer neuen Freiheit in der Luft.

Internet: www.kunstraumkreuzberg.de