Friedhöfe am Halleschen Tor

Um 1735 ließ Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, vor den Toren der Berliner Zollmauer am Halleschen Tor, eine Friedhofsanlage als „Friedrich Städter Gottes Acker“ zuweisen. Der Bau der südlichen Friedrichstadt, Anfang der dreißiger Jahre des 18.Jahrhunderts, und der damit einhergehende Bevölkerungszuwachs der Friedrichstädter Gemeinden, machten neue Begräbnisstätten vor den Toren der Stadt notwendig.

Vor dem Halleschen Tor, zwischen dem heutigen Mehringdamm und der Zossenerstraße, entstand so ein Ensemble von insgesamt sechs Friedhöfen. Der Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde I, deren Kirche 1739 an der Mauerstraße eingeweiht wurde; die drei Friedhöfe der Jerusalem- und Neuen Kirche, ihre Kirche stand am Gendarmenmarkt; sowie der Bethlehemsfriedhof, oder Böhmischer Gottesacker, der seit 1732 einwandernden böhmischen Glaubensflüchtlinge, zu denen auch die Herrnhuther Brüdergemeinde zählt, die hier ebenfalls Begräbnisstätten angelegt haben.

Aufgrund der Lage und dem hohen Grundwasserstand, war der Platz nicht sehr beliebt und galt zunächst als Armenfriedhof. Erst im Zuge der Erweiterungen, der Anlage von Mauern und Wegen, dem Pflanzen von Bäumen und dem Aufstellen von Grabmälern, änderte sich das allgemeine Friedhofsbild. Erbbegräbnisplätze wurden angelegt und Mausoleen errichtet. Es kamen die zahlungskräftigen Friedrichstädter.

Mit den Jahren entstand so eine außergewöhnliche kunst- und kulturhistorische Atmosphäre, geprägt durch Werke der verschiedensten Berliner Bildhauer der vergangenen Jahrhunderte.

Zahlreiche Persönlichkeiten des Berliner Lebens und ihre Familien, haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Viele in Ehrengräbern der Stadt Berlin. Adelbert von Chamisso, E.T.A. Hoffmann, die Familien Mendelssohn und Bartholdy, Rahel Varnhagen von Ense oder Fanny Hensel, um nur einige zu nennen.

Eine Dauerausstellung ist der Familie Mendelssohn und ihren Gräbern vor dem Halleschen Tor gewidmet, die 2013 in einer alten Kapelle eröffnet wurde. Sie Alle reihen sich an schlichtere, neuere Grabstellen. Der Friedhof der Dreifaltigkeitsgemeinde, ist der älteste in Berlin auf dem heute noch bestattet wird. Die Beschädigungen im zweiten Weltkrieg, der Bau der Amerika-Gedenkbibliothek in den 1950ern, sowie die Erweiterung der Blücherstraße 1967-1971, und die damit einhergehende Einebnung von Grabstätten, gaben den Friedhöfen am Halleschen Tor ihr heutiges Bild. Mit marodem Charme, aber historisch wie künstlerisch ein schöner alter Friedhofskomplex.