Die Wrangelstraße in Kreuzberg

Die Wrangelstraße erstreckt sich vom Mariannenplatz bis zur Taborstraße und endet dort direkt vor der Taborkirche. Der Wrangelkiez, wie wir ihn heute kennen, war ursprünglich Ackerland und nannte sich Köpenicker Feld, welches außerhalb der Stadtmauer lag.

Erschlossen wurde das Gebiet erst im Jahr 1858 nach den Plänen von James Hobrecht. Interessant ist dabei, dass die Bebauungspläne von damals für die Straßen lediglich Nummern vorsahen und für Plätze entsprechend Buchstaben. Erst mit dem Bau des Görlitzer Bahnhofes im Jahr 1866 erhielten die Straßen auch Namen.

Eisenbahnmarkthalle

So ist die Wrangelstraße nach Friedrich von Wrangel benannt, einem Generalfeldmarschall, der im Jahr 1848 in Berlin einmarschierte und durch Verhängung des Kriegsrechtes die Märzrevolution beendete. Anschließend war er von 1849 bis 1864 Gouverneur von Berlin.

OSZ Handel

OSZ Handel

Nach dem 2. Weltkrieg begann auch im Wrangelkiez der Wiederaufbau. Der Kiez gehörte jedoch nicht zum Sanierungsgebiet. Priorität hatte die Gegend um das Kottbusser Tor, wo ab Ende der 1960er Jahre ganze Siedlungen entstanden. Im Wrangelkiez wurden dagegen einzelne Baulücken durch Neubauten geschlossen und größere Wohnungen geteilt, um mehr Wohnraum zu schaffen.

Neubauten in der Wrangelstraße

Neubauten in der Wrangelstraße

Mit dem Mauerbau 1961 war auch der Wrangelkiez vom Ostteil der Stadt abgeschnitten und wurde dadurch plötzlich zum Randgebiet. Durch den Mauerbau fehlten im nun isolierten Westteil Berlins viele deutsche Arbeitskräfte aus dem Ostteil der Stadt, die sogenannten Grenzgänger, und so erfolgte ab 1964 der Zuzug von ausländischen Arbeitskräften, vor allem aus der Türkei. Da ihr Aufenthalt als vorübergehend angesehen wurde, bekamen sie marode Wohnungen in Kreuzberg in der Annahme, dass sie bis zum möglichen Abriss wieder ausgereist sein werden. Dem war nicht so – im Gegenteil. Viele Zuwanderer haben ihre Familien nachgeholt und sind geblieben.

Und so entstanden kleinere, von Migranten geführte Läden in der Wrangelstraße, die seit Jahrzehnten das Bild der Straße prägen. Vom kleinen Obst-Gemüse-Laden über die Änderungsschneiderei bis hin zum kleinen gastronomischen Lokal – im Wrangelkiez war alles da. Nach dem Mauerfall 1989 befand sich der Wrangelkiez plötzlich in einer zentraler Lage und so entstanden hier viele neue Cafés, Clubs, Bars und Restaurants. Seitdem ist der Wrangelkiez eine beliebte Ausgeh- und Partyzone.

Liebfrauenkirche – Übersichtsaufnahme

Liebfrauenkirche – Säule mit Skulptur

In der Wrangelstraße befindet sich auch eine der größten Berufsschulen Europas mit ca. 4.700 Schülerinnen und Schülern – das Oberstufenzentrum Handel 1 (OSZ Handel). Ebenso sind zwei Kirchen in der Wrangelstraße angesiedelt – die katholische Liebfrauenkirche und die evangelische Taborkirche. Die römisch-katholische Liebfrauenkirche wurde zwischen 1904 und 1906 unter Leitung des Mainzer Dombaumeisters Ludwig Becker erbaut. Die evangelische Taborkirche entstand fast im gleichen Zeitraum (1903 – 1905) nach Plänen des königlichen Baurats und Dombaumeisters Ernst Schwartzkopff.

Taborkirche – Übersichtsaufnahme

Taborkirche – Hauptportal