Die Oranienstraße

Die Oranienstraße

Eine der wohl bekanntesten Straßen in Kreuzberg ist die Oranienstraße. Im Jahr 1849 wurde sie nach dem niederländischen Fürstenhaus Oranien benannt.

Wie keine andere spiegelt sie die Geschichte und den Wandel Berlins wieder – angefangen von den jüdischen Geschäftsleuten, die sich hier niederließen, über die starken Zerstörungen im 2. Weltkrieg, über die Gastarbeiterfamilien, die sich hier ansiedelten, über die Hausbesetzungen in den 70er und 80er Jahren, über die Punkkultur und linksradikale Szene bis hin zu den heute so angesagten Bio- und Vegan-Läden in der Oranienstraße.

Viele kleine Läden und Gastronomie in der Oranienstraße

Viele kleine Läden und Gastronomie in der Oranienstraße

1894 eröffnete das Kaufhaus Wertheim ein dreistöckiges Geschäft in der Oranienstraße 53/54, wo der Verkauf so gut florierte, dass ein noch viel größerer Neubau im Jahr 1913 genau gegenüber in der Oranienstraße 149-154 eröffnet wurde. In der Oranienstraße wohnten damals auch viele Prominente, wie z. B. der Komponist Paul Lincke (1866-1946), der Erfinder des Computers Konrad Zuse (1910-1995) oder der Theaterregisseur Erwin Piscator (1893-1966).

Das Orania-Hotel

Ein ebenso geschichtsträchtiges Gebäude ist die ehemalige Städtische Blindenanstalt in der Oranienstraße 26. Gebaut wurde das Gebäude in der Zeit von 1863 – 1864 nach Plänen von Adolf Gerstenberg (1826-1896) und zunächst als Gemeindeschule eingerichtet. Die Städtische Blindenanstalt zog erst 1902 ein und unterhielt dort eine Schule und eine Beschäftigungsanstalt für blinde und sehbehinderte Menschen. Die Nazis schlossen die Anstalt 1935. Sie wurde erst 1945 wieder eröffnet und nahm wieder ihren Regelbetrieb auf. Seit 2005 wird die Blindenanstalt von der USE gGmbH betrieben und die Anzahl der Beschäftigten ist mittlerweile auf 180 angestiegen.

Städtische Blindenanstalt

In der Oranienstraße befindet sich auch einer der bekanntesten Clubs in Berlin – das legendere SO 36. Abgeleitet wird der Name vom ehemaligen Berliner Postzustellbezirk Südost 36, der die Gegend zwischen Oranienplatz im Westen und dem Landwehrkanal im Südwesten umfasste. Der Club war ein beliebter Treffpunkt der Punk- und New-Wave-Szene. Im SO 36 traten die damals noch völlig unbekannten Bands „Die Toten Hosen“ und „Die Ärzte“ auf.

Das SO 36

Das SO 36

Ein interessantes Detail aus der jahrzehntelangen Geschichte der Oranienstraße stammt erst aus dem Jahr 2021: die Umbenennung des Heinrichplatzes in Rio-Reiser-Platz. Bedingt durch die Corona-Maßnahmen wurde der Platz völlig unspektakulär und entsprechend mit wenig Beachtung in den Medien am 15.04.2021 offiziell eingeweiht. Mit der Umbenennung wird der deutsche Sänger, Komponist und Musiker Rio Reiser der ehemaligen Rockgruppe „Ton Steine Scherben“ geehrt, der mit bürgerlichen Namen Ralph Christian Möbius (1950-1996) hieß.

Noch lautet der Name Heinrichplatz

Wegen Einsprüchen von Anwohnern gegen die Umbenennung wird mit Stand vom 04.06.2021 die juristische Klärung abgewartet und von daher habe die geplante Umbenennung am 12.06.2021 eine aufschiebende Wirkung.

Karte