Die Andreasstraße in Friedrichshain

Andreasstraße / Karl-Marx-Allee

Die heutige Andreasstraße in Friedrichshain lag früher im Stralauer Viertel. Sie wurde um 1862 angelegt und ihren Namen erhielt sie von der evangelischen St.-Andreas-Kirche, welche am Stralauer Platz stand. Im 2.Weltkrieg zerstört, wurden im Jahr 1949 die Überreste gesprengt und abgeräumt. Heute ist der Stralauer Platz begrünt und wird überwiegend als Verbindungsweg zwischen der Schillingbrücke und dem Ostbahnhof genutzt.

Stralauer Platz

Stralauer Platz

Ihren Ursprung hatte die Andreasstraße im 19. Jahrhundert in einem parallel zur Koppens- und Krauts Gasse gelegenen Pfad inmitten von Feldern und Gärten. Teile der Straße wurden schon 1862 durch den Kammergerichtsrat a. D. von Wülknitz angelegt. Als Gegenleistung forderte er, die Straße nach ihm, also „Wülknitzstraße“, zu benennen. Dem wurde nicht entsprochen und so erhielt die neue Verbindungstraße zwischen dem Stralauer Platz und der „Frankfurther Strasse“ am 23. Januar 1863 den Namen „Andreasstraße“. Wegen der vielen großen Gärtnereien in der Gegend wurden viele Straßen im 19. Jahrhundert entsprechend benannt, wie z. B. die Blumenstraße, die Krautstraße und die Fruchtstraße – die wiederum seit 1971 Straße der Pariser Kommune heißt.

Bei ihrer Entstehung wurde die Andreasstraße nach dem Bebauungsplan von James Hobrecht entworfen und wurde dem Stadtbezirk 100 zugeordnet. Im Volksmund hieß die Gegend rund um die Andreasstraße schnell das „Andreasviertel“ nordöstlich des Schlesischen Bahnhofs. Als im Jahr 1920 Groß-Berlin entstand, kam die Straße zum Verwaltungsbezirk V Friedrichshain und während der Zeit des NS-Regimes wurde ganz Friedrichshain in „Horst-Wessel-Stadt“ umbenannt.

Seniorenheim Andreasstraße

Andreasplatz

Anfang des 20. Jahrhunderts waren in der Andreasstraße viele Kleingewerbetreibende in Gewerbehöfen angesiedelt, der größte davon waren die Andreashöfe. Später kamen auch größere Manufakturen hinzu wie die Julius Pintsch AG, die sich von der Andreasstraße bis zur Krautstraße erstreckte. An der Ecke Andreasstraße / Große Frankfurter Straße (heutige Kral-Marx-Allee) befand sich das Kaufhaus Jandorf, ab 1926 dann Hermann Tietz. Und die im Jahr 1888 eröffnete Markthalle VIII befand sich zwischen der Andreasstraße und der Krautstraße.

Im Innenhof des Gebäudekomplexes Andreasstraße 64 befand sich ein bekannter Veranstaltungsort – die Concordia Festsäle. Hier fanden viele Veranstaltungen statt, aber richtig bekannt wurden die Concordia-Festsäle als Versammlungsstätte der Arbeiterbewegung. So fand hier im Jahr 1892 ein SPD-Parteitag statt und ein Jahr später sprach hier Friedrich Engels. Nach dem 1. Weltkrieg wurde ein Teil der Festsäle zu einem Kino umgebaut. Im 2. Weltkrieg wurden sie jedoch durch einen Bombenangriff völlig zerstört und später dann ganz abgerissen.

Concordia Festsäle – Gedenktafel

Die Andreasstraße hat eine Hufeisennummerierung von Süd nach Nord, d. h. die Hausnummern beginnen fortlaufend mit der Nummer 1 auf der rechten Straßenseite, werden bis zum Straßenende fortgeführt und wechseln dann auf der linken Straßenseite und werden wieder – nun in der Gegenrichtung – fortlaufend geführt. Die dadurch entstehende Nummerierung nimmt die Form eines Hufeisens an und von daher wird diese Art der Hausnummerierung „Hufeisennummerierung“ oder auch „Hufeisenzählung“ genannt.

Nach dem 2. Weltkrieg waren die Schäden in der Andreasstraße bzw. im Andreasviertel enorm und somit blieben von den vielen Mietshäusern nur noch Ruinen. In den ersten Jahren nach dem Krieg wurden diese Ruinen und sogar noch erhaltene Altbauten abgerissen, um Platz für neue Wohnblöcke zu schaffen. Anfang der 1970er Jahre fand ein Umdenken statt und so wurden gut erhaltene Altbauten nicht mehr abgerissen, sondern zwischen den Neubauten belassen. Das nannte sich dann „Mischbebauung“. So entstanden auch Kuriositäten, wo ein Altbau von Plattenbauten umzingelt wurde und nicht so richtig in die neue Umgebung passte.

Berühmte Bewohner der Andreasstraße bzw. im Andreasviertel waren der Maler Heinrich Zille (1858-1929) und Friedrich Voigt (1849-1922) – besser bekannt als der „Hauptmann von Köpenick“. Heinrich Zille lebte als Kind in einer Kellerwohnung in der Kleinen Andreasstraße und der als „Hauptmann von Köpenick“ bekannte Kleinkriminelle Friedrich Voigt wohnte illegal in der Lange Straße. Aber auch sonst machte die Andreasstraße von sich reden: So wurde die Trümmerlandschaft in der Andreasstraße kurz nach dem Krieg als Filmkulisse für den ersten DEFA-Spielfilm „Die Mörder sind unter uns“ genutzt. Dieser Film nach dem Buch und in der Regie von Wolfgang Staudte, 1946 gedreht, mit Hildegard Knef in der Hauptrolle, war der erste deutsche Spielfilm der Nachkriegsgeschichte.