Was ist ein Zeichen, was ein Symbol? – Monogramme bilden Symbole aus Zeichen. Schriftzeichen vervollständigen sich in symbolgeladene Wörter und Sätze. Die Schrift selbst wird zur Grundlage eines Glaubenssystems. Eines der Symbole auf den Gräbern der Friedhöfe vor dem Halleschen Tor ist das griechische Alpha und Omega, der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets.
Die altgriechische Schrift ist die älteste vollständige Alphabetschrift, das heißt, das altgriechische Alphabet beinhaltet zum ersten Mal neben Konsonanten auch Vokale. Für die Idee eines unsichtbaren Gottes, der mehr ist als die unmittelbare Erscheinung, ist ein hohes Abstraktionsniveau nötig. Das Schriftzeichen wird zum Symbol für den Beginn des Monotheismus.
Das A und Ω bringt Anfang und Ende und damit Gott als Schöpfer und Vollender des Kosmos in zwei Zeichen zusammen. Im Neuen Testament wird geschrieben: „Ich bin das A [Alpha] und das O [Omega], der Anfang und das Ende, spricht Gott […] der Allmächtige.“₁
Auch ohne den Glauben an die Allmacht Gottes wird der Gedanke Tod und Leben gehören zusammen durch das Alpha und Omega symbolisiert.
₁(Luther, Martin (1912). OFFENBARUNG – Kapitel 1, Vers 8. In Die Bibel nach Luther: Revision von 1912, Null Papier Verlag)
„Herr lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir weise werden. – Kein Leben ohne Tod, Kein Tod ohne Leben.“, Wandnische mit Inschrift. Die Inschrift verschriftlicht eine Bedeutung des Alpha und Omega.
Gemeinschaftsgrab evangelische Kirchengemeinde
Ebenfalls altgriechischen Ursprungs, steht das Christusmonogramm Χρ für die ersten beiden Buchstaben des Wortes „Χριστός“ (=Christos), übersetzt der Gesalbte. Etwa ab dem zweiten Jahrhundert wird es von frühen Christen als Erkennungszeichen verwendet.
Die Person Jesus Christus wird im Johannesprolog als „das fleischgewordene „Wort“ (logos), das selbst Gott ist (Joh 1,1 EU).“³ bezeichnet. Gott drückt sich in seiner ganzen Fülle in Jesus aus.
Die zeitgenössische kulturgeschichtliche Forschung liest die Stelle der Bibel als Hinweis, wie wichtig die Schrift für die Entstehung des Monotheismus war. In der Genesis steht geschrieben: „Gott sprach: Es werde Licht, und es ward Licht.“₄ Johannes 1,1 greift die Schöpfungsgeschichte auf und sagt: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott.“₅
Alpha und Omega/XP mit Rosenrelief hinterlegt am Grab der Familie Klipfel
Als Buchreligion ist das Christentum eng mit der Schrift verbunden. Die Schrift ist aber, abseits dogmatischer Betrachtungen, bloß Gefäß, denn Buchstaben sind als Zeichen beliebig gesetzt. Im Gegensatz dazu besteht eine offensichtliche Beziehung zwischen Symbol und Symbolisiertem. Das Symbol bindet Bezeichnendes und Bezeichnetes so eng wie möglich zusammen.
³(Zitiert nach https://de.wikipedia.org/wiki/Trinit%C3%A4t Abgerufen am 07.01.2025).
₄(Deutsche Bischofskonferenz (2016). ALTES TESTAMENT, GENESIS, Kapitel 1, Vers 3 (p. 7). In Die Bibel, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Verlag Herder GmbH)
₅(Deutsche Bischofskonferenz (2016). NEUES TESTAMENT, JOHANNES, Kapitel 1, Vers 1 (p. 1176). In Die Bibel, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Verlag Herder GmbH)
„Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“ – Wandgrab der Familie Delbrück
Text und Fotos: F. Wirthmann