Die Oberbaumbrücke

Die Oberbaumbrücke ist eines der markantesten Wahrzeichen des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg und verbindet zugleich die ehemals getrennt gegliederten Ortsteile Berlin-Friedrichshain und Berlin-Kreuzberg.

Erbaut wurde die Brücke zwischen 1894-1896 nach den Plänen von Otto Stahn (1859-1930). Die Oberbaumbrücke ist eine von ca. 50 Brücken in Berlin und sicherlich eine der schönsten, denn sie erinnert an eine Ritterburg aus dem Mittelalter. Tatsächlich aber sind die zwei 34 Meter hohen Türme der Oberbaumbrücke der Stadtmauer in Prenzlau nachempfunden.

Bevor jedoch die Oberbaumbrücke im 19. Jahrhundert entstand, stand weiter östlich noch eine hölzerne Brücke auf der Höhe der Stadtmauer. Die Spree wurde an dieser Stelle mit begehbaren Holzstegen versperrt, um Zölle einzutreiben.

In der Nacht wurde der Durchlass mit einem dicken und mit Eisennägeln bewehrten Stamm versperrt – dem sogenannten „Baum“. Da es im Westen der Stadt bereits eine ähnliche Vorrichtung gab – den „Unterbaum“, war es nur konsequent im Osten der Stadt die Vorrichtung „Oberbaum“ zu nennen. Und so bekam die Oberbaumbrücke ihren Namen.

Den Auftrag zum Bau einer Brücke bekam 1893 die Firma Siemens & Halske. Ursprünglich waren zwei Brücken angedacht – nämlich der Bau einer Eisenbahnbrücke und einer getrennten Straßenbrücke. Letztendlich hat man sich aber auf eine kombinierte Eisenbahn-/Straßenbrücke geeinigt.

Die heutige Oberbaumbrücke ist insgesamt ca. 160 Meter lang und ca. 22 Meter breit. Die beiden Türme sind 34 Meter hoch. Auf der Kreuzberger Seite mündet die Brücke in die Oberbaumstraße – eine etwa 170 Meter lange Straße, deren Namen ebenfalls von der ehemaligen Zollgrenze „Oberbaum“ abgeleitet wird.

Am 18.02.1902 fuhren offiziell die ersten Züge der Linie U 1 – die älteste U-Bahn-Strecke Berlins – über die Oberbaumbrücke. Die vorerst nur sechs Kilometer lange Strecke führte vom „Stralauer Tor“ (heute U-Bhf. Warschauer Straße) zum „Potsdamer Platz“.

Am Ende des 2. Weltkrieges wurde die Oberbaumbrücke größtenteils zerstört – aber nicht etwa von den Alliierten, sondern von den Nazis. Am 23. April 1945 sprengten sie den Großteil der Brücke, um die anrückende Rote Armee möglichst lange aufzuhalten. Dass die Brücke nicht komplett einstürzte, ist der soliden Brückenpfeiler-Konstruktion zu verdanken.

Nach dem Krieg wurde die Brücke zur Sektorengrenze, der Fußgänger- und Straßenverkehr ging aber trotz Passkontrollen erstmal weiter. Erst im Jahr 1955 wurde die Brücke für den gesamten Kraftfahrzeug- und Straßenbahnverkehr gesperrt und mit dem Bau der Mauer 1961 dann endgültig von Kreuzberg abgetrennt.

In den Jahren der Teilung der Stadt diente die Oberbaumbrücke lediglich als Grenzübergang für Fußgänger.

Nach der Wiedervereinigung wurde die Brücke zwischen 1993 und 1994 aufwendig saniert. Den Zuschlag für die Reparatur des Mittelteils bekam der Architekt Santiago Calatrava (geb. 1951 in Valencia).

Ab 1995 wurde die Oberbaumbrücke für den U-Bahn- und Straßenverkehr wieder frei gegeben. Seitdem hat sich die Oberbaumbrücke zu einer wichtigen Ost-West-Verbindung entwickelt, die täglich von ca. 20.000 Autos, 10.000 Fahrrädern und 600 U-Bahn-Zügen überquert wird.

Da die Oberbaumbrücke so auffällig und symbolträchtig zwischen den beiden Stadtteilen steht, hat sie es auch ins Wappen des neuen Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg geschafft.

Die Oberbaumbrücke ist aber nicht nur eine Verkehrsader, sondern auch ein Ort, wo kulturelle und andere Veranstaltungen stattfinden. So findet zum Beispiel auf der Brücke jährlich die „Open Air Gallery“ statt, wo Künstler auf der abgesperrten Brücke ihre Bilder ausstellen und verkaufen können.

In den Jahren 2020 und 2021 ist die Veranstaltung wegen der Corona-Maßnahmen der Bundesregierung ausgeblieben. Bis 2013 fand hier auch die sogenannte „Gemüseschlacht auf der Oberbaumbrücke“ zwischen den Ortsteilen Friedrichshain und Kreuzberg statt.

In den warmen Sommertagen sind unter dem Bahnviadukt viele Straßenmusiker anzutreffen, die mit ihrer Performance immer wieder ein Anziehungspunk für Partygänger und Touristen sind.

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