Die O-Straße in Kreuzberg

Die Oranienstraße = O-Straße

Die frühere Orangenstraße, von dem niederländischen Königshaus Oranien abgeleitet, wurde in den 1840er Jahren angelegt und ist zwei Kilometer lang. Sie erhielt ihren Namen „Oranienstraße“ 1849.

Am östlichen Ende, am U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof , “Görli“, der Hochbahn, der berühmten U-Bahn Linie 1, mündet die Oranienstraße in die Wiener Straße und am westlichen Ende geht sie in die Rudi-Dutschke-Straße über.

Sie ist das Herzstück vom Kreuzberger In-Kiez 36, des ehemaligen Postzustellgebiets Südost 36 ‚ “SO 36“, das mit der Postleitzahl der Namensgeber des Kiezes ist.

Sie wurde geprägt von Hausbesetzern und Punks, Einwanderern und Künstlern. Man findet hier eine bunte Kiezkultur mit dem typischen Kreuzberger Charme, legendäre Clubs und Kneipen und Reste der Hausbesetzer-Szene, versteckte Hinterhöfe und urbane Kulturprojekte.

Zwischen Graffiti und Luxusloft finden sich Häuser, die in Eigeninitiative saniert wurden und Migranten, die hier eine neue Heimat fanden.

Ein Schmelztiegel aller Gesellschaftsschichten, noch erfolgreich im Kampf gegen die Gentrifizierung, es wird jedoch schicker.

1995 wurde die Oranienstraße als Erhaltungsgebiet (Milieuschutz und Schutz der städtebaulichen Eigenart) festgesetzt. Die Oranienstraße hat in den letzten Jahren allerdings einen Aufschwung erlebt: schicke Cafés, Restaurants und Shops, erobert von Europas akademischer Jugend und Touristen. Für die einkommensstarken Neulinge modernisierte sich der Kiez. Wo Teestuben und Elektronik-Shops waren, sind Mode-Läden und feine Restaurants eingezogen. Davon profitieren auch die Kreuzberger.

Besonders am Wochenende erwacht hier das multikulturelle Leben von „X-Berg“ und die Oranienstraße wird zur Partymeile. Neben Cafés, Restaurants mit internationaler Küche, Bars und Clubs wie der Gaybar „Roses“ oder dem Kult Club „SO36“, der „Harfe“ oder „Zum Elefanten“, findet man auch sehr viele arabische und türkische Cafés, Restaurants und Geschäfte. Deshalb wird die Gegend um die O-Straße auch manchmal „Little Antalya“ genannt.

Görli – Heinrichplatz

Vom „Görli“ über den Heinrichplatz kommt man zum Mariannenplatz, wo sich das Künstlerhaus Bethanien in einem ehemaligen Krankenhaus befindet. Nebenan im Georg-von- Rauch-Haus findet man Reste der ehemaligen Hausbesetzer-Szene der 1980er Jahre, Hochphase der Hausbesetzungen. Davon sang auch die Protestband „Ton Steine Scherben“.

„36 brennt und 61 pennt!“ lautete ein Slogan der damaligen Hausbesetzerszene.

Bekanntheit erlangte die Straße auch durch die Straßenschlachten zwischen Autonomen und der Polizei, insbesondere am 1. Mai. Die Ausschreitungen, die dort zwischen Heinrichplatz, Adalbertstraße und Oranienplatz stattfanden, verliefen an der Grenze zwischen Kreuzberg 36 und Kreuzberg 61, benannt nach den ehemaligen Postzustellbereichen.

Die Oranienstraße war auch Ausgangspunkt für die früheren 1.-Mai-Ausschreitungen und nun für das „MyFest“. Das Fest soll den Ausschreitungen am 1. Mai entgegenwirken und Gewalt durch friedliches Feiern ersetzen.

Kotti

Über die Adalbertstraße gelangt man zum Kottbusser Tor, “Kotti“. Im Südblock der Adalbertstraße befindet sich auch das Kreuzbergmuseum. Im Projekt „Erstes Stadterneuerungsprogramm West-Berlin 1963“ wurde das Gebiet rund um das Kottbusser Tor zum Sanierungsgebiet erklärt. Innerhalb von fünf Jahren entstand das „Neue Kreuzberger Zentrum“ (NKZ) mit 295 Sozialwohnungen. Das Wohnhaus „Sozialpalast“ überbrückt die Adalbertstraße.

In den 1970ern kamen die Junkies an den Kotti. Der Kotti war auch Zentrum der Hausbesetzerszene in den 1980er Jahren, die sich gegen Immobilienspekulation und die Senatspolitik der Kahlschlagsanierung wehrte und Anfang der 1980er Jahre zogen dann die Punks hierher. Die U1 bekam durch den Kotti den Namen „Drogenhighway.“ Dies führte zu wachsender Kriminalität und Verslumung in den 2000er Jahren.

30 Jahre wurde das Gebiet subventioniert und musste es dann ab Anfang 2005 ohne die öffentlichen Finanzhilfen schaffen. Heute gehört der Kotti nicht zu den schönsten, aber zu den lebhaftesten Plätzen der Stadt: eine Lebensart und kulturelle Vielfalt, eine Mischung aus Frauen im Kopftuch, herumschlendernden Touristen und Radfahrern.

Rund die Hälfte der Kiezbewohner hat türkische Wurzeln. Sie bilden zusammen mit den Punks, Alternativen, Arbeitern, Anwohnern aus aller Herren Ländern, Studenten, Obdachlosen, Flaneuren, Touristen, Künstlern, Rentnern, Sonderlingen, Irren und Hunden die berühmte Kreuzberger Mischung.

Weitere Attraktionen entlang der Oranienstraße

Oranienstraße 25 – ngbk neue Gesellschaft für bildende Kunst und das Museum der Dinge
Oranienstraße 26 – Städtische Blinden Anstalt – Beschäftigungsanstalt für sehbehinderte und blinde Menschen
Prinzessinnengärten – gemeinnützige Grünfläche für ökologischen Anbau
Aufbauhaus – Kreativzentrum am Moritzplatz
Oranienstraße 134 – katholische St.-Jacobi-Kirche mit Diakonie-Station
Oranienstraße 91 – Bundesdruckerei, Kreuzbergs größtes Industrieunternehmen