Der U-Bahnhof Gleisdreieck

Ursprünglich war das Gleisdreieck nicht als Bahnhof gedacht, sondern nur als eine Haltestelle für Betriebspersonal. Allerdings war es eine der gefährlichsten Stellen im gesamten U-Bahnnetz, da hier die Hauptstrecke zwischen Warschauer Brücke und Zoologischen Garten mit der Zweigstrecke zum Potsdamer Platz zusammentraf. Diese Weiche war nur durch Signale abgesichert, ansonsten gab es kein Zugsicherungssystem, das die Züge automatisch abgebremst hätte.

Am 26. September 1908 fuhren zwei Züge mit jeweils 40 Stundenkilometern gleichzeitig in Richtung Möckernbrücke auf die Weiche am Gleisdreieck zu. Der eine Zug kam vom Potsdamer Platz, der andere von der Bülowstraße. Der Zugführer des Zuges vom Potsdamer Platz übersah das Haltesignal, sodass sich beide Züge seitlich rammten. Der Triebwagen des Zuges aus Richtung Bülowstraße wurde durch den Zug aus Richtung Potsdamer Platz von dem Viadukt gedrückt und stürzte zehn Meter in die Tiefe. Bei diesem Unfall kamen 18 Menschen ums Leben, 21 wurden verletzt.

Nach längeren Diskussionen von Verkehrs- und Stadtplanern wurde letztendlich die Variante eines Kreuzbahnhofs mit zwei getrennten Gleisen umgesetzt. Die Umbauarbeiten erfolgten bei laufendem Betrieb, sie begannen im Mai 1912 und wurden im August 1913 abgeschlossen. Der Name „Gleisdreieck“ wurde beibehalten, obwohl die Gleise nicht mal zehn Jahre lang ein Dreieck gebildet haben.

Der Architekt des neuen Hochbahnhofs war der Schweizer Sepp Kaiser (1872 – 1936). Er konstruierte einen zweistöckigen Hochbahnhof in schlichter Stahlbaukonstruktion, da der Bau damals zwischen den Industriebauten von außen kaum sichtbar war. Der obere sowie der untere Bahnsteig erhielten gläserne Oberlichter auf den Dächern und an den Seitenwänden. Der obere Bahnsteig der Linie U1 hat eine Länge von 110 Metern, der untere der Linie U2 103 Meter. Die beiden Stockwerke sind durch eine Kreuztreppe in der Mitte der Bahnsteige miteinander verbunden. Der einzige Eingang für beide U-Bahnlinien liegt an der Ecke Luckenwalder Straße / Schöneberger Straße.

1972 wurde der Betrieb auf der unteren Ebene vom Nollendorfplatz über die Bülowstraße zum Gleisdreieck „vorläufig“ eingestellt. Eine Versuchsanlage für eine Magnetbahn, die 1981 in Betrieb genommen wurde, führte vom unteren Gleis des Gleisdreiecks über den Bahnhof Bernburger Straße zum Kemperplatz. Nach dem Mauerfall wurde diese im Sommer 1991 allerdings wieder abgebaut, da nun die Wiederherstellung der alten U-Bahnverbindung von der Bülowstraße zum Alexanderplatz Vorrang hatte.

Westlich des Gleisdreiecks schließt sich für die Linie U1 eine denkmalgeschützte Stahlbrücke an, die 2020 erneuert werden soll. Derzeit steht bereits ein Gerüst unter ihr, um ihren Zustand kontrollieren zu können. Ferner ist der Bau eines zur U2 parallelen S-Bahnhofs der Linie S21 mit Umsteigemöglichkeit zum Bahnhof Gleisdreieck geplant.