Das Moviemento

Das Moviemento ist ein Muss für alle Cineasten. Das kleine Kino hat Geschichte(n) geschrieben. Gegründet wurde es 1907 und gilt damit als das älteste noch bespielte Kino. Nicht nur in Berlin, sondern auch in Deutschland.

Gegründet wurde das Kino vom Gastronomen Alfred Topp. Dass sich der Name „Kinotopp“ davon ableitet, gehört zu den schönen Legenden. Eine Besonderheit zeichnete die Vorführsäle des „Lichtspieltheater am Zickenplatz“ aus: Durch den Grundriss des Eckhauses stießen die zwei Kinosäle in einem 45-Grad-Winkel aufeinander. Die beiden Säle wurden mit einer transparenten Leinwand verbunden. So konnte man im zweiten Saal den Film spiegelverkehrt und bei geringerem Eintrittspreis genießen. Dieses physikalische Wunder konnte man bis Mitte der 70er des letzten Jahrhunderts bestaunen. Durch einen Spiegel wurde später das „Fehlverhalten“ in der Darstellung korrigiert.

Apropos Fehlverhalten. Dieses Kino war noch nie ein Sammelplatz für Scheintote. Besucher waren in der Gründungszeit vor allem Arbeiter, die Kiezbewohner und das, was der Berliner augenzwinkernd als „Miljöh“ bezeichnet. Entsprechend lebhaft ging es in den Sälen zu. Die „Kreuzberger Chronik“ aus den 30ern des letzten Jahrhunderts berichtet, dass mit schlecht spielenden Pianisten, die damals die Filme musikalisch begleiteten, recht ruppig umgesprungen wurde. Kam es beim Publikum über das Filmgeschehen zu tiefen Gefühlsausbrüchen, mussten die Kinobesitzer nach den Vorstellungen schon mal ganze Sitzreihen austauschen.

Es blieb lebhaft. Ab 1977, das Kino hieß jetzt Tali, wurde im Nachtprogramm das Rockmusical „The Rocky Horror Picture Show“ aufgeführt. Und wie das Publikum in den USA und England erlebten auch die Berliner den Film mit: Während der Hochzeitsszene wurde Reis geworfen, der Film-Regen wurde mit Wasserpistolen aus seinen zwei Dimensionen befreit und beim Lied „There’s a Light“ gingen die Feuerzeuge an. Dass sich die Kinobesucher hier wie zu Hause fühlten, sah man den Räumen deutlich an.

1984 wurde das Kino schließlich auf den vorläufig letzten Namen Moviemento getauft und auf drei Säle (62, 67 und 103 Plätze) erweitert und renoviert. Vier Jahre später arbeitete auch Tom Tykwer im Kino. Kennen Sie nicht? Drehbuch und Regie von „Lola rennt“. Während dieser Zeit sammelte das Haus neuen Ruhm mit den inzwischen legendären Filmnächten, etwa der „alten“ Star Wars Trilogie, den „Paten“-Filmen oder den Folgen von „Nightmare On Elm Street“.

Vieles hat sich seit 1907 geändert. Auch die Namen: „Lichtspieltheater am Zickenplatz“, „Vitascope Theater“, „Odeon“, „Hohenstaufen-Lichtspiele“, „Das lebende Bild“, „Taki“, „Tali“ oder „Moviemento“. Aber heute wie damals gelangt man über zwei Treppen, vorbei an den Plakaten, Schaukästen und der Kartenausgabe zu den Vorführräumen ins Obergeschoss.

Trotzdem. Irgendwie schade, dass es die transparente Filmleinwand nicht mehr gibt.

Steckbrief:

Moviemento
10967 Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
Kottbusser Damm 22
Telefon: 030 – 692 47 85
Internet: www.moviemento.de