Berlinische Galerie: Novembergruppe – László Moholy-Nagy

László Moholy-Nagy, am 7(26), 1926, © Urheberrechte am Werk erloschen, Foto: bpk/Sprengel Museum Hannover/Michael Herling/Benedikt Werner/Aline Gwose, Pressebild der Berlinischen Galerie

In der noch bis zum 11. März 2019 geöffneten Ausstellung „FREIHEIT – Die Kunst der Novembergruppe 1918–1935“ der Berlinischen  Galerie ist auch dieses Bild des Konstruktivisten und späteren Bauhaus-Künstlers László Moholy-Nagy (1895 – 1946) zu sehen.

Da trifft es sich gut, dass 2019 das Bauhaus, das am 12. April 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde, seinen hundertsten Geburtstag feiert.

1923 ging der aus Ungarn stammende Moholy-Nagy gemeinsam mit seiner Frau Lucia an das Bauhaus in Weimar und trat hier die Nachfolge von Johannes Itten an, indem er dessen Vorkurs und die Metallwerkstatt als Formmeister übernahm. Am Bauhaus publizierte er ab 1924 gemeinsam mit Walter Gropius die berühmten BAUHAUS BÜCHER. Das achte Buch der Reihe „Malerei, Photographie, Film“ wurde von ihm 1925 allein herausgegeben.

Der mit Hannah Höch befreundet László Moholy-Nagy war ebenso wie sie ein begeisterter Kinogänger und sehr am neuen Medium Film interessiert. Später sagte Hannah Höch in einem Interview, dass die neuen Möglichkeiten der ersten Dokumentarfilme, insbesondere Zeitraffer und Zeitlupen, sie stark beeindruckten und dass sie mit „Moho“ ihr erstes und letztes Fußballspiel sowie den ersten Jazz aus Amerika gesehen habe.

Moholy-Nagy versuchte die Sprache des Films auch auf das Medium Buch, die Typografie und die Anordnung der Bilder und Grafiken darin anzuwenden. Sein Interesse galt aber auch der Fotografie, die ihm ein wichtiges Ausdrucksmittel war.

Licht und Lichtbrechung sowie Reflexionen des Lichtes faszinierten Moholy-Nagy. In den 20er Jahren des letzen Jahrhunderts entwickelte er sich zu einem der wichtigsten Fotogrammkünstler.

László Moholy-Nagy nannte seine künstlerischen Foto-Arbeiten „Fotoplastiken“, weil sie aus der Kombination von verschiedenen grafischen und anderen gestalterischen Elementen mit fotografischen Bildern entstanden. Er verwendete die Technik der Fotomontage und der Negativ/Positiv-Fotografie.

In Berlin machte er Ende der 20er Jahre Fotos vom Funkturmgelände und von anderen Motiven aus der Vogelperspektive, später auch einige Akte sowie Aufnahmen von legendären Aufführungen in der Berliner Volksbühne. In dieser Zeit war seine Fotografie stark von den Prinzipien des „Neuen Sehens“ beeinflusst.

Bekannte Fotos von Moholy-Nagy sind Stadtansichten von Marseille, Stockholm oder Paris, aber auch Porträts von Freunden wie Gret Palucca, Ellen Frank oder Oskar Schlemmer.

Weniger bekannt sind seine Filme. Moholy-Nagy drehte die StummfilmeLichtspiel Schwarz Weiss Grau“ (1930), “Marseille Vieux Port“ (1929), „Berliner Stilleben“ (1931) und „Grossstadtzigeuner“ (1932) sowie den Ton-Dokumentarfilm „Lobsters“.

Seine Filme zeichneten sich durch eine klare Dramaturgie, schnelle Schnitte, wechselnde Einstellungen und einen bestimmenden Rhythmus aus, was damals noch sehr ungewöhnlich war.

Nach seinem Studium der Rechtswissenschaft in Budapest 1913 und 1918, dem Kriegsdienst und einem Lazarettaufenthalt bis 1917 beschäftigte sich László Moholy-Nagy ab 1918 mit der nichtgegenständlichen Malerei. Schon 1917 hatte er Abendkurse im Aktzeichnen besucht und während des Lazarettaufenthalts viel gezeichnet.

1919 ging Moholy-Nagy nach Wien und 1920 nach Berlin. Von 1921 bis 1929 war er mit der aus Prag stammenden Fotografin Lucia Moholy, geb. Schulz, verheiratet.

In Berlin  stellte er 1922 in einer Einzelausstellung in der Galerie „Der Sturm“ zum ersten Mal seine Werke aus. Von 1923 bis 1928 war Moholy-Nagy Lehrer am Bauhaus, zuerst in Weimar und dann ab 1925 in Dessau.

Nach seiner Bauhauszeit gründete er in Berlin ein eigenes Atelier für Typografie und Ausstellungsgestaltung, Fotomontagen und -collagen, in dem er oft Besuch von seinen Künstlerkollegen Kurt Schwitters, Theo van Doesburg und Lazlar El Lissitzky hatte. Ihn verband auch eine Freundschaft mit Piet Mondrian.

1929 entwarf Moholy-Nagy Bühnenbilder für die Kroll-Oper und die Volksbühne von Erwin Piscator. Seit 1922 entwickelte er seinen Licht-Raum-Modulator, den er 1930 auf der Werkbundausstellung in Paris präsentierte.

László Moholy-Nagy heiratete in zweiter Ehe die Kunsthistorikerin und Architekturkritikerin Sibyl Moholy-Nagy. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor.

Seit 1933 arbeitete er mit der Werbeabteilung des Jenaer Glaswerks Schott & Gen zusammen, für die er eine Werbung neuen Stils entwickelte.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde Moholy-Nagy 1933 von einem Berufsverbot bedroht. 1934 emigrierte er zunächst nach Amsterdam, dann nach England, wo er sich von 1935 bis 1937 aufhielt, später in die USA.

In Chicago gründete Moholy-Nagy das „New Bauhaus“  sowie nach dessen Schließung 1938/39 die Nachfolgeeinrichtung „School of Design“, die 1944 zum „Institute of Design“ wurde.

Viel zu früh, im Alter von 51 Jahren, starb er am 24. November 1946 in Chicago als ungarisch-US-amerikanischer Maler, Fotograf, Typograf, Designer und Bühnenbildner an Leukämie.

Der vielseitig begabte und interessierte Moholy-Nagy gilt als mediales Universalgenie, der das Leben des autodidaktischen Avantgarde-Künstlers lebte. Er hat der Nachwelt ein umfangreiches Werk hinterlassen.

Berlinische Galerie
Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124 – 128
10969 Berlin
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Montag: 10:00 – 18:00 Uhr

Internet: www.berlinischegalerie.de