Die Berlinische Galerie, das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur, in der Kreuzberger Alten Jakobstraße 124-128 ermöglicht in der Dauerausstellung Kunst in Berlin 1880–1980 einen Blick auf 100 Jahre Kunst in der aufstrebenden europäischen Metropole Berlin.
Felix Nussbaum, Der tolle Platz, 1931, © Repro: Kai-Annett Becker
Wer die Ausstellung betritt, steht bald vor dem exponiert präsentierten Gemälde „Der tolle Platz“ von Felix Nussbaum (1904 – 1944), einem Maler der Neuen Sachlichkeit. Mit dem 1931 gemalten Werk, das den Pariser Platz zeigt, begann der künstlerische Durchbruch des jungen jüdischen Malers in Berlin.
Das Gemälde von Nussbaum spielt auf den uralten Konflikt von etablierten und nichtetablierten (zumeist jüngeren) Künstlern und Künstlerinnen an. Die an den Kunst-Rebellionen der Jahre um 1900 Teilnehmenden waren Anfang der Dreißiger Jahre des letzen Jahrhunderts vielfach in Ämter gelangt und zu Würde und Reichtum gekommen. Im besonderen Maße karikierte Nußbaum den Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste Max Liebermann, der gleich rechts neben dem Brandenburger Tor sein von den Eltern ererbtes Palais bewohnte.
Der aus einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie stammende Nussbaum wächst in Osnabrück auf. Nach dem Gymnasium beginnt Nussbaum 1922 mit dem Kunststudium in Hamburg. Doch schon 1923 geht er nach Berlin, wo er bis 1930 an der privaten Lewin-Funke-Schule und den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst studiert. Seit 1929 besitzt er ein eigenes Atelier in Berlin. Von 1928 bis 1932 arbeitet und lebt er in der Xantener Straße 23 in Wilmersdorf. Bei einem Atelierbrand gehen bis zu 150 Bilder verloren.
Von Oktober 1932 bis zum Mai 1933 weilt Felix Nussbaum als Stipendiat an der Deutschen Akademie in der Villa Massimo in Rom. Nach einem Streit verlässt Nussbaum die Villa und arbeitet noch ein Jahr als Künstler an der italienischen Riviera. 1935 reist er über Paris nach Belgien, wo er 1937 seine langjährige Freundin, die in Warschau geborene Malerin Felka Platek (1899 – 1944), heiratet.
Zwei Tage nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1940 wird Felix Nussbaum von den belgischen Behörden verhaftet und in das südfranzösische Internierungslager Saint-Cyprien gebracht. Er kann fliehen und kehrt in das besetzte Brüssel zu seiner Frau und seinen Bildern zurück. Das Hauptwerk Nussbaums entsteht in seinen letzten Lebensjahren in einem Versteck in Brüssel.
Ein Freund, der Kunsthändler ist, versteckt das Ehepaar. 1944 wird es Opfer einer gezielten Denunziation und am 20. Juni 1944 in Brüssel verhaftet.
Mit dem letzten Deportationszug im Juli 1944, der aus Belgien abfährt, werden Felix Nussbaum und seine Frau Felka aus dem Lager Mechelen nach Auschwitz-Birkenau transportiert. Im August 1944, wenige Tage vor der Befreiung Belgiens durch die Alliierten, erklären die belgischen Behörden Felix Nussbaum für tot.
Berlinische Galerie
Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur
Alte Jakobstraße 124 – 128
10969 Berlin
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Montag: 10:00 – 18:00 Uhr
Internet: www.berlinischegalerie.de