Ein weiteres Beispiel für das kreative Umsetzen des Nachhaltigkeitsgedankens ist das so genannte „Teepeeland“, gelegen direkt auf einer Brachfläche am Spreeufer am äußersten östlichen Ende Kreuzbergs. Ein kleines noch verbliebenes Stück der Mauer markiert den „Eingang“ ins „Teepeeland“ bzw. den „Ausgang“.
Seit knapp sechs Jahren existiert dieser alternative Wohnort. Acht Tipis, fünf Jurten, ein paar Igluzelte, eine Bühne, ein Lagerfeuerplatz, etwas „Natur“ und auch Beete lassen sich hier finden.
Das Selbstverständnis der Gründer dieses Ortes ist es ein multikultureller, basisdemokratischer, im Einklang mit der (Stadt)Natur konzipierter und nachhaltigkeitsorientierter Lebensentwurf zu sein, der Wissen in Selbsterfahrung sammelt und dieses auch wieder kostenlos weitergibt. Nachhaltigkeit ist in diesem Fall also nicht nur auf materielle Ressourcen bezogen, sondern auch auf das Wissen. Auch der kulturelle Aspekt kommt nicht zu kurz. So gibt es ein wöchentliches Programm an kulturellen Aktivitäten – Jam-Sessions, „open stages“, Kinovorstellungen, an denen alle teilnehmen können und dies natürlich kostenlos.
Die hier lebenden Menschen gehen unterschiedlichsten Berufen und Tätigkeiten nach, leben aber gleichzeitig weitestgehend autonom und frei. Trotzdem gibt es die verbindliche Regelung, dass sämtliche Entscheidungen, die das Zusammenleben betreffen, in einem wöchentlichen Plenum getroffen werden. Eine wichtige Regel ist interessanterweise auch das Verbot von Drogen und hartem Alkohol.
Der Wunsch, eng im Einklang mit der Natur zu leben und Ressourcen zu schonen, ist das zentrale Anliegen. So wird so weit wie möglich nichts Materielles neu erworben, sondern es wird Re- bzw. Upcycling betrieben. Rohstoffe bzw. Altmaterialien werden immer wieder neuen Nutzungskreisläufen zugeführt. So werden auch die Tipis und Jurten aus – mehr oder weniger – Müll oder um es besser auszudrücken, aus ausgemusterten und im öffentlichen Raum frei verfügbaren Materialien gefertigt.
Hinzu kommt die Tatsache, dass nicht in festen – Raum und Rohstoffe verschlingenden – Bauten gewohnt wird, sondern in platzsparenden, transportablen und sehr leicht zu recycelnden Tipis und Jurten.
Das Wohn- und Kulturprojekt „Teepeeland“ ist eng vernetzt mit der Nachbarschaft und ähnlichen Initiativen und nimmt somit auch Einfluss auf lokale Entscheidungsfindungsprozesse, wie z. B. im Jahr 2016 die Gestaltung des Uferbereichs, besser gesagt des geplanten, für alle zugänglichen Uferweges von der Köllnischen Heide bis zur Schillingbrücke. Die Vernetzung hat aber auch ganz pragmatische Gründe, so erhält das „Teepeeland“ vom benachbarten Projekt „spreeacker“ Strom und Wasser gegen Bezahlung.
Fotos & Text: Christian Eitz