Inmitten des pulsierenden Kreuzberger Kiezlebens, hier am Mehringdamm Ecke Bergmannstraße, wurden schon Spirituosen gebrannt, als in Deutschland noch Kaiser Wilhelm I. regierte.
Das Kneipenlokal „Destille“, das heute ein Touristenmagnet ist, existiert schon seit dem 19. Jahrhundert (ungefähr 1870). Damals wurde der Schnaps im Hinterhof gebrannt und im Vorderhaus im Lokal ausgeschenkt.
Einige Anekdoten besagen, dass der damalige Wirt für die Erfindung eines Kräuterschnapses zur Pariser Weltausstellung 1937 eine Goldmedaille erhielt. Literarisch wurde die „Destille” ebenso verewigt. Der Arzt und Lyriker Gottfried Benn, der unweit der Kneipe praktizierte, ist beim Schreiben von Gedichten von der „Destille” inspiriert worden.
Vor etwa 10 Jahren ging es wirtschaftlich bergab mit der „Destille”. Die alten Stammgäste sind buchstäblich weggestorben. Allerdings entdeckte das jüngere Publikum, dank der vielen Hostels in der Umgebung, fast zeitgleich das Lokal für sich und es ging wieder bergauf mit der „Destille”.
Die Gäste bewerten das Lokal als kleine und durchaus kuschelige Raucherkneipe. Ja, es ist eng – und ja – an manchen Wochenendtagen oder bei live ausgestrahlten Fußballspielen ist es kaum möglich, einen Sitzplatz oder einen Platz am Tresen zu bekommen. Man kann hier rund 10 verschiedene Biersorten vom Fass bestellen, und die hausgebrannten Schnäpse und Liköre in vielen leckeren Geschmacksrichtungen gleichen den Platzmangel vollends wieder aus.
Das Publikum ist angenehm durchmischt: Neu-Berliner, Handwerker im Blaumann, Rentner, Doktoren und die besagten Touristen – alle vertreten und immer herzlich willkommen.
Die urige Einrichtung mit dem steinalten Eichenholzbuffet am Ende des Raumes, welches zu Weihnachten und Ostern festlich geschmückt wird, rundet den Gesamteindruck dieser soliden Kreuzberger Kneipe ab. Die Bedienung ist flink und freundlich mit einer entsprechenden Portion Berliner Schnauze: „Ham wa nich, jibts nich.”
Und wenn es denn mal wieder etwas wärmer wird, werden vor der Kneipe Tische und Stühle aufgestellt und man kann mit „Molle und Korn“ das bunte Treiben auf dem Mehringdamm beobachten. Bei speziellen Anlässen wie dem Oktoberfest oder dem Bergmannstraßenfest wird dann auch Livemusik gespielt.
Da erfahrenes Personal am Tresen in der Destille arbeitet, gibt es auch kaum Stress oder Pöbeleien, daher sind weibliche Gäste im Lokal auch überdurchschnittlich vertreten.
Zu erreichen ist die Destille vom U-Bahnhof Mehringdamm (U6/U7), in Richtung Bergmannstraße.
Die Destille hat täglich ab 13 Uhr geöffnet.
Mehringdamm 67, 10961 Berlin