Friedhof der Märzgefallenen soll zur nationalen Gedenkstätte werden

Im Volkspark Friedrichshain steht seit Langem ein Mahnmal in Form eines Friedhofes, das unter anderem an die Märzrevolution (18.März 1848) erinnern soll. Mit seiner versteckten Lage fristet der Friedhof der Märzgefallenen ein stilles Dasein ohne größere öffentliche Bekanntheit. Ein Verein will ihn instandsetzen und zu einem Ort demokratischen Lernens entwickeln. Zusammen mit dem Bezirksamt tritt er dafür ein, dass der Friedhof zu einer nationalen Gedenkstätte wird.

Bereits am 22 . März 1848, nur einen Tag nachdem die Berliner Stadtverordnetenversammlung die Entscheidung für die Errichtung des neuen Friedhofs auf dem Lindenberg, der damals höchsten Fläche des Volksparks Friedrichshain, fällte, wurden die ersten Menschen hier begraben. Es waren 183 zivile Opfer der Barrikadenkämpfe der Märzrevolution. Damals war geplant, zivile und militärische Opfer gleichermaßen hier zu beerdigen. Dazu kam es aber nie, da die Armee ihre Toten auf dem Invalidenfriedhof (Berlin-Mitte) begrub.

Schon früh bekamen die gefallenen Helden der Revolution nur bescheidene Aufmerksamkeit. So würde nicht wie geplant das Gelände für den Friedhof komplett geräumt, sondern nur eine der beiden dort befindlichen Windmühlen abgerissen (die zweite brannte 1860 nieder). Dies verkleinerte die nutzbare Fläche enorm. Auch die geplanten Denkmäler wurden nicht gebaut. Es wurde nur eine quadratische Fläche mit Wegen ausgestattet und eine Sommerlinde in die Mitte des Platzes gepflanzt, die Gräber wurden längs der Wege ausgerichtet.

In den folgenden Jahren erfuhr der Friedhof keine Verbesserung. Er sollte mehrfach verlegt werden, aber dazu kam es nie. Erst 1923 kam wieder Bewegung in das Thema. Die damalige Bezirksregierung (SPD und KPD) beschloss, dem Friedhof ein „würdiges“ Aussehen zu verleihen. Er wurde nach den Plänen von Ludwig Hoffmann umgestaltet. Zum Beispiel erhielt er ein kunstvoll verziertes Eingangstor, das vorne das Abbild des Thanatos (griechischer Totengott) trägt. Die Abbilder wurden jedoch 1947 wieder entfernt. 1948 kam dann doch noch ein Gedenkstein dazu. Er trägt 249 Namen, ergänzt durch den Zusatz „und ein Unbekannter“.

Heute steht der Friedhof kaum noch im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Er befindet sich noch immer im Volkspark Friedrichshain, ist jedoch durch die Zufahrt zum Krankenhaus Friedrichshain vom Hauptteil des Parks abgetrennt. Kaum jemand verirrt sich hierhin. Von den Gräbern und Gedenksteinen sind nur noch acht steinerne Grabplatten, drei Grabkreuze aus Eisen, eine Stele und zwei Grabdenkmäler erhalten, die in den dreiseitig umlaufenden Beeten, die mit Büschen und Bäumen bepflanzt sind, angeordnet sind. Im Zentrum der Anlage steht der 1948 enthüllte Gedenkstein.

Seit einiger Zeit bemüht sich der Paul Singer Verein, dass der Friedhof der Märzgefallenen restauriert wird und eine angemessene Würdigung als Gedenkort für die demokratische Revolution von 1848 erfährt. Gefördert durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, wird der Friedhof baulich instandgesetzt. Dabei werden alle Grabzeichen restauriert, die Wegeflächen auf dem Friedhof neu verlegt und eine neue hochwertige Bepflanzung der Grabflächen vorgenommen. Darüber hinaus entstehen ein Infopavilllon und eine temporäre Multimedia-Ausstellung über die Berliner März-Revolution 1848.

Auf längere Sicht will der Verein den Friedhof als „Grundstein der Demokratie“ zu einer nationalen Gedenkstätte und zu einem Ort demokratischen Lernens weiter entwickeln. Dabei wird der Paul Singer Verein mittlerweile auch vom Bezirksamt unterstützt. Rechtzeitig zum 18. März 2011 hat der Bezirk – in Person des Bezirksstadtrats für Finanzen, Kultur, Bildung und Sport, Dr. Jan Stöß – eine Kooperationsvereinbarung mit dem Verein geschlossen. Dadurch erhofft sich der Verein die Möglichkeit einer umfangreichen politischen und museumspädagogischen Bildungsarbeit zur Demokratiegeschichte vor Ort.

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Text: Benjamin Saur